Fakten zum Brexit: Ein rassistisches Votum?

Beide großen Kampagnen zum britischen Referendum, sowohl die zum Austritt als auch die zum Verbleib in der Europäischen Union (EU), waren von rassistischen Diskussionen über die Verschärfung der Einwanderungskontrollen geprägt. Einige Kommentatoren behaupten, alle 52 Prozent, die für den Brexit gestimmt haben, wären Rassisten. Was ist dran?
14. Juli 2016 |

Das Leave-Votum kann nicht auf eine angeblich „rassistische weiße Arbeiterklasse“ reduziert werden. Drei Städte außerhalb Londons mit einer mehrheitlich nicht-weißen Arbeiterklasse haben zu beträchtlichen Teilen für den Austritt gestimmt: Luton (55% der Bevölkerung mit nicht-britischen Wurzeln), Slough (65%) und Leicester (55%) haben zu jeweils 57%, 54% und 49% für Leave votiert. Selbst im stark migrantischen Londoner Stadtteil Newham (nur 17% „weiße“ britische Bevölkerung) gaben 47% ihre Stimme für einen Austritt.

Rassismus wurde sowohl im Remain- als auch Leave-Lager geschürt. Eine Umfrage von Ipsos Mori ergab, dass 65% der befragten Austrittsbefürworter und 20% der Austrittsgegner Zuwanderung negativ sehen.

Aber die rassistischen Vorstellungen sind nicht festgefahren. Die Ipsos Mori-Umfrage zeigte ein starkes Gefälle zwischen erwarteten Auswirkungen auf einer eher abstrakten nationalen und persönlichen Ebene. 47% der Austrittsgegner gaben an, dass sie sich nicht persönlich von Zuwanderung betroffen fühlen, diese Zahl lag bei den Austrittsbefürwortern (52%) sogar noch höher.

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Zwar waren 89% der Leave-Wähler der Meinung, das Votum würde die Zuwanderung begrenzen, aber nur 38% waren davon wirklich begeistert – ein Indiz dafür, so Ipsos Mori, dass viele Austrittswähler nur „ein Lippenbekenntnis“ für die rassistische Agenda von UKIP und rechten Tories abgelegt haben.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.