Interviews mit Traiskirchen-Flüchtlingen: „Nur in der prallen Sonne gibt es noch Platz“

Neue Linkswende sprach in Traiskirchen mit Flüchtlingen, die uns ihre Situation im Flüchtlingslager schilderten. Aus Angst vor Repression baten sie uns anonym zu bleiben.
28. Juli 2015 |

„Wir sind hier im Lager Traiskirchen etwa 4.300 Flüchtlinge, darunter Kinder, Erwachsene, Familien und auch ältere Menschen. Manche können in Zimmern übernachten, andere müssen draußen auf dem Boden schlafen. Du kannst dir ja vorstellen, wie es bei 30 bis 35 Grad ist, wenn man nur einen kleinen Flecken draußen in der prallen Sonne für sich hat. Aber auch die Glücklichen, die in Zimmern untergebracht sind, müssen sich die kleinen Zimmer mit 18 Personen teilen, sodass nicht alle Platz in den Betten finden und einige gezwungen sind, auf dem Boden zu schlafen.“

„Wir haben ständig Probleme mit dem Essen. Wir müssen mindestens 30 Minuten für Essen anstehen und das reicht dann noch nicht einmal, um den Hunger zu stillen. Es gibt entweder Reis, Suppe oder Brot. Um satt zu werden, kaufen wir uns im Ort zusätzlich Brot. Zum Trinken wird Leitungswasser gereicht, oft aus schmutzigen Gläsern.“

„Wir wissen nicht, wie wir uns von unserem Geld genug Kleidung, Schuhe, Brot oder sonst etwas kaufen sollen.“

Kein Dach über dem Kopf

„Selbst, wenn man nachweisen konnte, dass man minderjährig ist, steht man mindestens 45 Tage auf der Warteliste für einen Termin beim Arzt.“ „Auf Fotos kann man sehen, dass die Warteschlange für das Abendessen mindestens 50 Meter lang ist. Auch für die Toiletten muss man minutenlang anstehen.“

Abendessen: Reis mit Wasser
Abendessen: Reis mit Wasser

„Die Zelte dort haben sich die Leute mit ihrem Taschengeld gekauft oder sie haben auch private Unterstützung von den Mitarbeitern des Lagers bekommen. Aber einige Familien können sich keine Zelte leisten und schlafen mit ihren kleinen Kindern auf dem Boden im Freien. Wir bekommen im Monat 40 Euro Taschengeld, das ist alles.“ „Dort hinten stehen drei Busse, in denen wir schlafen, wenn es nachts regnet und kein trockener Schlafplatz mehr frei ist.“

Einschüchterungen

„Ich kenne einen Burschen, noch keine 18 Jahre alt, der von der Polizei festgehalten wurde um ihn nach Ungarn zu verschleppen, weil er in Ungarn schon aufgegriffen wurde und dort ein Fingerabdruck von ihm genommen wurde. Die Polizei hielt ihn von 20 Uhr bis 12 Uhr am nächsten Tag fest und der hungrige Bursche durfte in diesen 16 Stunden nichts essen, nur Wasser trinken. Sie haben ihn ständig befragt und unter Druck gesetzt, aber er geht nicht freiwillig zurück.“

So solidarisch ist Österreich: Millionen heißen Flüchtlinge willkommen!

So solidarisch ist Österreich: Millionen heißen Flüchtlinge willkommen!

„Wir haben viele Probleme, die ich dir nicht beschreiben kann. Dazu müsstest du einige Tage hier bleiben. Jeder hier hat diese Probleme und lebt unter diesen Umständen, bitte hilf uns, wenn du kannst.“

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.