KZ-Überlebender Rudolf Gelbard: „Ihr müsst die Stafette weitertragen!“

Rudolf Gelbard wurde 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und überlebte als einer der wenigen den Holocaust. Wir veröffentlichen seine Rede auf der Demonstration gegen die Angelobung der FPÖ-Burschenschafter am 9. November 2017. Ausgerechnet am Tag der Novemberpogrome zogen so viele deutschnationale Antisemiten ins Parlament ein, wie nie zuvor.
13. November 2017 |

Warum bin ich heute hier? Was empört mich überaus? Ich möchte besonders sachlich bleiben, deshalb, aus dem Buch Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945, an dem Bernhard Weidinger sechs Jahre gearbeitet hat. Kapitel 2: „Nationalsozialismus und postnazistische Restauration“ (Seite 45): Für den Bereich der Burschenschaften seien beispielhaft genannt: der Leiter des Reichssicherheitshauptamtes Ernst Kaltenbrunner von der „Arminia Graz“, also der Mordzentrale des Dritten Reiches. Der Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka und der vielfache Euthanasie-Mörder Irmfried Eberl von der Burschenschaft Germania Innsbruck (Seite 89).

Das ist jetzt sehr wichtig: Sofern diese Bemerkung sich auf Ausschlüsse von Mitgliedern bezieht, die an Menschheitsverbrechen beteiligt waren, überrascht es insofern, dass in keiner der eingesehenen burschenschaftlichen Quellen aus Österreich Hinweise, zumal konkretere, auf eine solche Ausschlusspraxis gefunden werden konnten.

 

Sehr wohl belegt ist dagegen, dass burschenschaftlichen Protagonisten der „Endlösung“, wie Ernst Kaltenbrunner („Arminia Graz“), Irmfried Eberl („Germania Innsbruck“), oder Gerhard Lausegger, dem Mörder des Präsidenten der jüdischen Gemeinde in Innsbruck, 1938, von der „Suevia Innsbruck“, von ihren Bünden ein ehrendes Andenken bewahrt wurde.

Diese Fakten muss man kennen, dann versteht man meine Empörung. Wie sagte der ehemalige KZ-Häftling und Schriftsteller Hans Sahl: Fragt uns, wir sind die Letzten. Ihr müsst die Stafette weitertragen!

Alles Gute, meine lieben Freunde!

Rudolf Gelbard wurde 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und überlebte als einer der wenigen den Holocaust. Er verlor 19 Familienmitglieder.