Miss-Wahl in Peru: Kandidatinnen gegen Gewalt an Frauen
„Mein Name ist Camila Canicoba, ich repräsentiere Lima und meine Maße sind: 2.202 Frauenmorde in den letzten neun Jahren in meinem Land“. Anstatt der erwarteten 90-60-90-Maße hörten die Zuseher_innen der Wahl zur „Miss Peru“ die harten Zahlen und Fakten über Gewalt an Frauen. „81 Prozent der Täter von sexualisierter Gewalt an Minderjährigen kommen aus dem familiären Umfeld“, „alle 10 Minuten stirbt ein Mädchen aufgrund sexueller Ausbeutung“, „mehr als 70 Prozent der peruanischen Frauen erlebten sexuelle Belästigung auf der Straße“, sind nur einige der Aussagen der 23 Finalistinnen der Miss-Wahl. Allein dieses Jahr wurden 82 Morde an Frauen verübt und in weiteren 156 Fällen blieb es beim Versuch.
Die Frauen, die sich dieses Jahr der Wahl zur „Miss Peru“ stellten, nutzten die Veranstaltung, um gegen sexualisierte Gewalt, der Frauen tagtäglich ausgesetzt sind, zu protestieren. Fünf der 150 ursprünglichen Teilnehmerinnen haben Gewalt hautnah erlebt – inklusive einer Vergewaltigung. Auch eine der Juror_innen wurde von ihrem Partner verprügelt. Sie fragte die Teilnehmerinnen: „Wenn du die Gesetze ändern könntest, was wäre adäquat für das Delikt Frauenmord?“
Neben der peruanischen Bewegung gegen Frauenmorde und der Tatsache, dass bei der diesjährigen Wahl zur Miss Peru erstmals die Teilnahme einer Transgender-Frau begrüßt wurde, hat sicher auch der internationale Kontext dazu beigetragen, dass sich eine Miss-Wahl in eine derart progressive Richtung entwickelt: von der #meToo-Kampagne, bei der tausende Frauen weltweit ihre eigenen Erfahrungen sexueller Belästigung und Gewalt in den sozialen Medien teilten, bis zum Fall des Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein, dem Belästigung und Vergewaltigung von über 80 Frauen vorgeworfen wird.
Für den 25. November ist in Peru eine weitere Demonstration gegen Gewalt an Frauen geplant – angeführt von der Miss Peru und den anderen Finalistinnen. Es beeindruckt, wie groß und breit die Bewegung bereits geworden ist.