Proteste gegen Bau der 3. Flugpiste am Flughafen Wien-Schwechat

Unter dem Motto #StoppDrittePiste versammelten sich am Samstag, 1. Oktober, um die 300 Menschen am Flughafen Wien-Schwechat. Sie protestierten für mehr Klimagerechtigkeit und gegen den unverantwortlichen Ausbau des Flughafens.
3. Oktober 2016 |

„Es geht um unsere Zukunft“, sagte ein teilnehmendes Elternpaar auf der Kundgebung am Flughafen in Wien-Schwechat. „Wir brauchen alternative Energien und eine andere Mobilität – nicht einen Plan von vor 20 Jahren!“ Und der ist überaus folgenschwer: Der gesamte Ausbau des Flughafens für eine 3. Piste würde ein Fläche von etwa 760 Hektar in Anspruch nehmen, darunter landwirtschaftliche Fläche, Wald und Trockenrasenflächen, die wegen ihrer Artenvielfalt als sehr wertvoll gelten. 200 Hektar davon würden mit Beton und Asphalt versiegelt werden. Auch die geplanten „Naturersatzflächen“ sind nicht in der Lage, die schützenswerte Natur wo anders genau ident „wiederherzustellen“ – Natur ist nicht gleich Natur.

Zum Protest hatte das Klimabündnis System Change Not Climate Change (SCNCC) aufgerufen. Bereits am Vormittag startete eine Fahrrad-Demo vom Wiener Karlsplatz in Richtung Flughafen.

Gefährliche Auswirkungen

Die Wiener Bevölkerung wäre vom Ausbau stark betroffen: die dritte Piste würde den Flugverkehr über den am dichtesten besiedelten Ballungsraum Österreichs lenken. In Liesing hätte das laut der lokalen Bürgerinitiative Liesing gegen Fluglärm und die 3. Piste dreimal so viele Überflüge als jetzt zur Folge. Der Fluglärm, vor allem nachts, sowie die Luftverschmutzung durch Stickoxide und Feinstaub, verursachen jetzt schon physische und psychische Gesundheitsschäden.

Eine Seniorin aus Favoriten ist auch aus diesem Grund auf der Kundgebung: „Ich wache oft nachts durch den Fluglärm auf und kann dann nicht mehr einschlafen, vor lauter Ärger. Es macht mich krank – ständig so nervös zu sein, wenn man nicht weiß, wann es wieder laut wird.“

Wer hat Interesse am Bau der 3. Piste?

Der Flughafen Wien-Schwechat ist einer der wenigen Flughäfen Europas, der als Aktiengesellschaft betrieben wird. 38 % der Anteile gehören der Tochterfirma eines australischen Pensionsfonds, 20 % jeweils der Stadt Wien und dem Land Niederösterreich und 10 % der flughafeneigenen Mitarbeiterstiftung. Aktionäre wollen bekanntlich Dividenden und die 3. Piste verspricht Wachstum –  Wachstum der Dividenden.

Selbst den Menschen in der Region würde der Ausbau nicht zugutekommen – eine Studie der TU Chemnitz kommt zu dem Ergebnis, dass Flughäfen nicht die Motoren des Wachstums von Regionen sind.

Gegen die vereinbarten Klimaziele

Die Entscheidungsträger_innen sehen sich offenbar nicht für die Gesundheit der Menschen, für den Schutz der Biodiversität oder die ernsthafte Umsetzung der in Paris unterzeichneten Klimaziele verantwortlich: Um die globale Erwärmung auf nur 1,5 bis 2 °C zu begrenzen, müssen jetzt die CO2-Emissionen verringert werden. Um die vereinbarten Klimaziele für das Jahr 2015 einzuhalten, müssten die Emissionen im Verkehrssektor im Vergleich zu heute um 76 % Prozent reduziert werden, sagt der Verkehrsclub Österreich (VCÖ).

Das vermehrte Flugaufkommen nach dem Ausbau würde aber einen zwei- bis dreifachen Anstieg des CO2-Ausstoßes des Wiener Flughafen im Vergleich zu 2003 zur Folge haben!

Welche Alternativen?

Es braucht eine Abkehr von fossilen Brennstoffen und in Folge andere Formen der Mobilität. Die steuerlichen Subventionierungen von Flughafenbau und Flugverkehr durch Bund und Länder muss endlich aufgehoben werden und es braucht klare Pläne und Maßnahmen zum wirklichen Schutz der Gesundheit der Menschen, der Biodiversität und zum Klimaschutz, nicht hohle Versprechungen auf großen Konferenzen, die dann durch widersprüchliche Handlungen und Entscheidungen unterminiert werden.

Mit Verzicht gegen Klimawandel? Systemwandel – nicht Lebenswandel!

Mit Verzicht gegen Klimawandel? Systemwandel – nicht Lebenswandel!

Wir brauchen endlich Verhältnisse, die einen Klimaschutz und eine zukunftsfähige Entwicklung von alternativen Energieträgern und einer umweltschonenden Mobilität ermöglichen. Eine Politik, die auf Klimagerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit statt Doppelmoral und privatem Gewinnstreben orientiert ist.

Aktionstag 1. Oktober 2016

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.