Streiks in der Sozialwirtschaft: „Jede solidarische Beteiligung macht uns stärker“

Axel Magnus ist Betriebsrat bei der Sucht- und Drogenkoordination Wien (SDW) und Mitorganisator der Warnstreiks in der Sozialwirtschaft. Linkswende jetzt hat mit ihm über ihre Forderungen, die Kampfbereitschaft unter den Beschäftigten und darüber, wie man den Arbeitskampf unterstützen kann, gesprochen.
14. Februar 2019 |

Linkswende jetzt: Axel, warum streikt ihr?

Axel Magnus: Bei uns in der Sucht- und Drogenkoordination Wien (SDW) ist den KollegInnen definitiv die Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit bei vollem Lohn- und Personalausgleich am Wichtigsten. Klar freuen sie sich auch über hohe Gehaltserhöhungen, das kommt aber eindeutig erst auf Platz zwei.

Wie ist die Stimmung bei den Angestellten?

Nach dem halbtägigen Streik am 12. Februar ist die Stimmung bei uns im Betrieb hervorragend. Die KollegInnen haben ihre kollektive Kraft gespürt und auch die Solidarität untereinander und mit anderen. Insofern ist es kein Wunder, dass der Beschluss für einen ganztätigen Streik im Falle des Scheiterns der Verhandlungen am 18. Februar einstimmig gefallen ist.

250 Einrichtungen wurden am 14. Februar österreichweit bestreikt. Foto: Linkswende jetzt


Wie ist die Arbeits- und Einkommensrealität der Kolleginnen und Kollegen im Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen?

Die ist von Teilbereich zu Teilbereich unterschiedlich. Bei uns im relativ kleinen psychosozialen Bereich kommen wir aufgrund des hohen Ausbildungsniveaus und der geringeren Teilzeitquote durchaus an das österreichische Durchschnittseinkommen heran.

Im sozial- und elementarpädagogischen Bereich und in der Behindertenhilfe sieht es schon schlechter aus. In der Pflege liegen die Gehälter teilweise hunderte Euro unter denen für den gleichen Job im öffentlichen Bereich. Katastrophal ist es (auch wegen der sehr hohen Teilzeitquote) bei unserer größten Berufsgruppe – den Heimhilfen. Diese kommen oft kaum über die Runden. Insofern ist es kein Wunder, dass nach Zahlen der Statistik Austria 30 bis 40 Prozent aller Beschäftigten im privaten Sozial- und Gesundheitsbereich unter der Armutsgefährdungsschwelle verdienen. Insgesamt also schlecht.

Im sozial- und elementarpädagogischen Bereich und in der Behindertenhilfe sieht es schon schlechter aus. In der Pflege liegen die Gehälter teilweise hunderte Euro unter denen für den gleichen Job im öffentlichen Bereich. Katastrophal ist es (auch wegen der sehr hohen Teilzeitquote) bei unserer größten Berufsgruppe – den Heimhilfen. Diese kommen oft kaum über die Runden. Insofern ist es kein Wunder, dass nach Zahlen der Statistik Austria 30 bis 40 Prozent aller Beschäftigten im privaten Sozial- und Gesundheitsbereich unter der Armutsgefährdungsschwelle verdienen. Insgesamt also schlecht.

https://www.facebook.com/LinkswendeJetzt/videos/802614866745152/

Rund 1.400 Beschäftigte und Solidarische machten am 14. Februar bei einer öffentlichen Streikversammlung lautstark auf sich auf sich aufmerksam. Video: Linkswende jetzt


Was können Menschen machen, die euch unterstützen wollen?

Derzeit sehe ich zwei Möglichkeiten. In Wien wird es bei erneuten Streiks zwischen 26. und 28. Februar sicher öffentliche Aktionen geben. Jede soldarische Beteiligung macht uns stärker. Auch Solidaritätsbotschaften von Belegschaften, BetriebsrätInnen und anderen Institutionen geben immer Kraft. Der Kampf um die Deutungshoheit zu unseren Arbeitsbedingungen tobt auch in den Medien. Informiert eure FreundInnen, Bekannten usw. über diese – die Social Media bieten dazu gute Möglichkeiten. Und liked, teilt alles, was ihr dazu findet.

Das Interview führte Karin Wilflingseder, Betriebsrätin im Verein StudentInnenkinder im Alten AKH in Wien.