Veloce-Betriebsrat kämpft weiter

Als ehemaliger Kellner bin ich nun seit über sechs Monaten als mobiler Coronatester für Veloce im Auftrag der Stadt Wien unterwegs und seit Anfang Januar einer der vier Betriebsräte....
3. Mai 2021 |

Es wurden schon einige Ziele erreicht, vieles gilt es noch zu erkämpfen. Alle Mitarbeiter haben seit einigen Wochen die Möglichkeit, ihre Arbeitsaufzeichnungen einzusehen. Bei Differenzen zur Berechnung der Arbeitszeit, Mehr- und Überstunden, Sonn- und Feiertagszuschläge, Probenprämien sowie der geleisteten Strecke kann diese nun umgehend eingefordert werden. Die ersten KollegInnen freuten sich bereits über Nachzahlungen von mehreren hundert Euro. Erstaunlicherweise sind die Lohnabrechnungen nun viel plausibler und meist korrekt.

Die anfänglich bessere Kommunikation zwischen Disponenten und Fahrern lässt leider oft wieder zu wünschen übrig. Ein wenig Glück muss man haben, denn oft ist entscheidend, wer gerade mehr oder weniger motiviert unsere Aufträge koordiniert. Die Dienstpläne werden nun zwei Wochen im Voraus geplant. Die regelmäßigen Coronatests sollten schon früher selbstverständlich sein. Ein Beschäftigungsnachweis der Betriebsleitung für die Schutzimpfung war nett gemeint, letztendlich jedoch nicht notwendig für die Anmeldung zur Impfung. Das Schreiben hätte man sich auch in der Freizeit im Betrieb abholen müssen – eine Zusendung per Email wäre laut Betriebsleitung zu aufwändig gewesen, man hätte ja „alles einzeln einscannen müssen“.

Die notwendige Ausrüstung für Kälte oder Regen gibt es bis heute nicht. Nicht einmal Handschuhe. Wir haben entsprechendes Equipment alle von unserem Geld erworben. Die Einhaltung der pünktlichen Besetzung der Abgabepunkte durch entsprechende Sammelfahrer um 17 Uhr klappt nicht immer. Verständlicherweise gibt es durch die hohen Schwankungen der Testungen eine täglich neue Auftragslage. Mehrere Wochen hindurch wurde täglich eine Verlängerung der Dienstzeit angeordnet. Durch die Einrichtung eines Depots im Labor der AGES können wir nun, sollte der Sammelfahrer sich verspäten oder man aufgrund privater Verpflichtungen die Proben pünktlich abgeben müssen, unser Verbrauchsmaterial sowie die Testkits selbstständig auffüllen.

Etwas gab es von Anfang an: eine unglaublich starke, motivierte Gemeinschaft und Solidarität unter den Fahrern! Jeder hilft jedem, man ist füreinander da, hat Spaß. Das ist nicht selbstverständlich. Es gibt kein Mobbing, keinen Neid, jeder ist er selbst und bereichert die Gruppe! Wir alle sind froh, eine sinnvolle Tätigkeit ausüben zu können, nun auch zu fairen Konditionen. In der schlimmsten Krise seit dem 2. Weltkrieg sind Zusammenhalt und Solidarität wichtiger denn je! Wir werden weiterhin für jeden einzelnen Mitarbeiter da sein und für die Gerechtigkeit kämpfen! „Wer kämpft, kann verlieren – wer nicht kämpft, hat schon verloren“ (Bert Brecht). In diesem Sinne, vorwärts immer, rückwärts nimmer!

Benito Schädlich, Betriebsrat bei Veloce

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