Widerstand an der Uni hat mich motiviert, aktiv zu werden!

Die Studentin Fatima El Shebiny war dabei, als das Rektorat Studierende daran hindern wollte, Flugblätter gegen Rassismus und Faschismus im Audimax-Hörsaal zu verteilen, in dem eine Diskussionsveranstaltung mit den Spitzenkandidat_innen für die EU-Wahl stattfinden sollte. In Ihrem Leserinnenbrief schreibt sie, wie sie die anschließende spontane Rede eines Linkswende jetzt-Aktivisten erlebt und motiviert hat.
10. Mai 2019 |

Am 07.05.19 meldete ich mich, wie viele andere Studenten zum EU Kandidaten Hearing an, um mir live ein Bild von den Spitzenkandidaten zu machen. Beim Anstehen vor der Einlasstür stellt sich auf einmal ein junger Mann, der mir bereits aus einigen Demonstrationen bekannt vorkommt, auf die Stiegen und bittet laut um unsere Aufmerksamkeit, denn er müsse uns was Wichtiges mitteilen.

Anfangs halte ich ihn für einen der Organisatoren, die uns Information zum Einlass geben wollen. Doch dann sagt der junge Mann in ähnlichem Wortlaut folgendes: “Gerade wollten wir im Audimax Hörsaal unsere Linkswende jetzt-Flyer verteilen, dies wurde uns aber untersagt, denn offenbar scheut sich die Uni Wien vor einer ehrlichen Debatte, um unmenschliche Asylpolitik, Klimazerstörung und Antimuslimische Hetze”. Er ist aufgebracht und will diese unfaire Behandlung nicht hinnehmen, bittet daher um eine Stimme für Widerstand im ÖH-Wahlkampf.

Die unerwarteten Worte lösen in mir eine unglaubliche Solidarisierung und Freude aus. Schön zu sehen, dass sich im Rahmen so einer Veranstaltung manche so laut und aktiv für die Rechte anderer einsetzen. Dass es noch Leute gibt, die diese Debatte eben nicht scheuen, sondern versuchen sie an die breite Masse zu tragen. Im Saal kann ich irgendwie nicht vergessen, mit welchem Feuer und welcher Überzeugung der junge Mann gesprochen hat.

Ich will ihn in seinem Anliegen unterstützen und bei seinem Protest mitwirken. Alle der Kandidaten, außer Harald Vilimsky von der FPÖ, sind nun im Saal. Der weiß schon warum er nicht gekommen ist, denk ich mir. Den linken und kritischen Zuhörern an der Uni, die sich vorhin in begeistertem Applaus mit der Linkwende jetzt solidarisieren, will er sich natürlich nicht stellen. Einen kurzen Moment überlege ich, ob ich nicht aufstehen soll und “Solidarität mit der Linkswende” schreien soll, jetzt wo das Event offiziell begonnen hat. Ein lauter Protest würde aber mit ziemlicher Sicherheit einen Ausschluss aus dem Event bedeuten.

Ich überlege mir daher gemeinsam mit meiner Freundin, die Linkswende jetzt-Flyer, die wir zuvor am Universitätstor bekommen haben auf den Tisch zu legen. So sind die Flyer, die man zuvor nicht im Saal haben wollte, sichtbar im Raum erkennbar. Beim Gehen lassen wir unsere Flyer auf dem Tisch, um klarzustellen, dass sich Studenten mit jenen solidarisieren, die sich gegen Hass und Hetze aussprechen. Gut das wir nicht nur durch unsere Stimme für Widerstand, von 27. – 29. Mai 2019 unterstützen konnten, sondern auch aktiv Widerstand leisten konnten. Nach dem Event hatten wir ein Stück das Gefühl, dass wir den großen Protest der Aktivisten mit unserem kleinen Beitrag unterstützt haben.

El Shebiny Fatima, Chemie Studentin

Linkswende jetzt kandidiert bei den ÖH-Wahlen von 27. bis 29. Mai 2019 an der Universität Wien! Wir brauchen deine Stimme für den Widerstand gegen Faschismus, Rassismus und Klimazerstörung!
Leser_innenbriefe spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider