Zur Notwendigkeit zivilgesellschaftlicher Organisation

Raphael ist seit den Nationalratswahlen 2017 politisch aktiv. In seinem Leserbrief ruft er Gleichgesinnte auf, sich auch politisch zu organisieren!
10. Oktober 2018 |

Liebe LeserInnen, ich möchte hier darlegen warum sich für mich die Möglichkeit zivilgesellschaftlicher Organisation zu einer Notwendigkeit verdichtet hat:

Dass keines unserer ach so selbstverständlichen Grundrechte in Stein gemeißelt ist, erleben wir spätestens seit der „Arbeitszeitflexibilisierung“, welche seit 1. September 2018 in Kraft getreten ist, am eigenen Leib. Auch unser moralischer Wertekompass, welchen ich persönlich Anfang der 2000er Jahre noch in der Mehrheitsgesellschaft als allgemeinhin gültig empfunden hatte, scheint vielerorts „flexibilisiert“ worden zu sein.

Was vor kurzem noch als „humanistische Werte“ galten, reicht heutzutage aus um als „linker Gutmensch“ denunziert zu werden. Diese Trendwende im öffentlichen Diskurs, gepaart mit der Nationalratswahl 2017, war für mich der letzte notwendige Anstoß politisch aktiv zu werden. Was mir in diesem Prozess des Einstiegs dabei am meisten auffiel, ist, dass man weder eine ausformulierte Antwort, noch eine hochqualifizierte Ausbildung braucht, um einen Beitrag zu leisten.

Notwendig sind nur ein wenig Mut und Bereitschaft, sich einzubringen. Jede/r ist willkommen! Es ist nicht einmal eine Frage des Dürfens oder Könnens, denn als Bürger dieser (noch) rechtsstaatlichen Demokratie ist es ein Grundrecht eines/r jeden/r Einzelnen, diese Gesellschaft mitzugestalten. Ob jetzt im Kampf für den/die ArbeitnehmerInnen in der Gewerkschaft, bei einer etablierten parlamentarischen Partei oder in zivilgesellschaftlichen Organisationen spielt dabei keine Rolle.

Das wichtigste ist Vernetzung und Austausch. Der Schritt hinaus aus der Echokammer der sozialen Medien an einen Tisch mit echten Menschen bedarf eventuell einiger Überwindung, ist jedoch ein lohnender!

Was heutzutage am allerdringlichsten ist, sind meiner Meinung nach ÖsterreicherInnen, die sich lokal vernetzen um dann gemeinsam ein Bollwerk gegen den Abbau unserer demokratischen Rechte und humanistischen Werte zu bilden. Ganz egal ob ArbeiterIn oder Selbstständige/r, SozialdemokratIn oder SozialistIn, Atheist oder Theist, jung oder alt, urban oder ländlich, etc…. Es gibt einen gemeinsamen Nenner, den es zu definieren und gegen die neue autoritäre protofaschistische Bewegung in Europa zu verteidigen gibt!

Wenn wir bereit sind, diese Republik mitzugestalten, gibt es nichts und niemanden, der uns das verbieten kann!

Solange wir noch die rechtlichen Freiheiten dazu haben, nutzen wir sie! Organisieren wir uns, um zumindest diese Freiheiten für kommende Generationen zu erhalten!

Raphael Boleloucky-Bolen, BA

Leser_innenbriefe spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider