Proteste gegen Trump: Über 2.000 bei Women’s March in Wien!

Die Angelobung von Donald Trump als 45. US-Präsidenten hat eine phänomenale Protestwelle über die ganze Welt entfacht. Millionen gingen am Tag danach in Frauenmärschen auf die Straße und setzten ein beeindruckendes Zeichen des Widerstands. In Wien demonstrierten über 2.000 Menschen.
21. Januar 2017 |

Der 21. Jänner 2017 wird in die Geschichte eingehen! Es ist der größte weltweite Protesttag seit 2003. Nicht einmal der ehemalige US-Präsident Georg W. Bush war bei seiner Amtseinführung mit derartigem Massenwiderstand konfrontiert. Inspiriert vom Women’s March in Washington protestierten in über 600 Städten in den USA und auf der ganzen Welt Millionen Menschen für Gleichberechtigung und Vielfalt, und gegen Angst und den Hass von Donald Trump.

Hoffnung

In Wien trotzten fantastische 2.000 Menschen eisigen Temperaturen und marschierten von der Karlskirche über das US-Konsulat in den Wiener Stadtpark vor das Johann-Strauß-Denkmal. Viele Schüler_innen und junge Studierende nahmen teil, für viele war es die erste Demonstration überhaupt. „Ich finde es toll, dass es so große Proteste in den USA gibt. Das gibt mir Hoffnung, dass sich unser System vielleicht doch ändern lässt“, sagte die 16-jährige Susanne. „Wir müssen unser Demonstrationsrecht viel öfter in Anspruch nehmen und für Frauenrechte auf die Straße gehen.“

FPÖ-Spitze traf Trump-Berater und Klimawandel-Leugner in Washington

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Es war ein bunter und lautstarker Marsch. Demonstrant_innen forderten gleiche Rechte für Frauen, Schwarze, LGBT-Menschen, Flüchtlinge und alle unterdrückten Menschen. Sie riefen „The people united will never be defeated“ (Die Menschen sind vereint unschlagbar) und „No Trump, no FPÖ – racists, sexists go away!“. Aus Protest setzten sich viele Frauen pinkfarbene Strickwollmützen statt roter Trump-Baseballkappen auf – auch das Johann-Strauß-Denkmal bekam eine Mütze.

Initiiert wurde der Marsch von der gebürtigen US-Amerikanerin Caroline Kirkpatrick. Unterstützung bekam sie dabei vom Österreichischen Frauenring (ÖFR), den Grünen Frauen Wien, der Plattform 20.000 Frauen, Democrats Abroad, der Neuen Linkswende und vielen anderen.

Internationale Solidarität

Der internationale Charakter des Marsches spiegelte sich in Wien wider. Nick aus Großbritannien sagte: „Obama meinte, alles werde schon in Ordnung kommen. Tja, die Hunderttausenden gingen aber heute auf der ganzen Welt auf die Straße, gerade weil wir es uns nicht leisten können, uns zurückzulehnen. Mit diesem Frauenfeind, Rassisten und Klimawandel-Leugner im Weißen Haus können wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“

Ein gebürtiger US-Amerikaner gab ein High Five auf dem Marsch und meinte: „Es ist so unglaublich wichtig, dass wir uns für die Rechte von Frauen einzusetzen, aber mindestens genauso wichtig Rassismus zu bekämpfen.“ Studentin Lisa aus Dresden reiste extra aus ihrem derzeitigen Studienort Bratislava zum Marsch nach Wien an. „Ich bin hier gegen Trump, aber rechtspopulistische Parteien sind überall im Aufwind. Wir haben selbst Wahlen in Deutschland dieses Jahr“, sagte Lisa. „Wir brauchen linke Alternativen!“

Gegen Rassismus, Sexismus und Klimawandel

Die Teilnehmenden trugen viele selbstgebastelte Schilder mit, auf denen zu lesen war „Resistance is fertile“ (Widerstand ist fruchtbar), „Black Lives Matter“ und „No Justice – no Peace!“, aber auch Slogans wie „Protect our global environment“ (Schützt unsere globale Umwelt) und „Klimaschutz jetzt!“.

Brigitte Hornyik vom Österreichischen Frauenring (ÖRF) sagte in ihrer Rede: „Die Menschenrechte haben keine Grenze, auch keine Obergrenze – und viele hier wissen, was ich damit meine.“ Sie attackierte damit die österreichische Regierung, die derzeit über eine Halbierung der ohnehin bereits menschenrechtswidrigen Obergrenze für Flüchtlinge diskutiert.

Aktivist_innen verteilten knapp 700 Flugblätter für die nächste wichtige Demonstration am 18. März, dem internationalen Aktionstag gegen Rassismus. Studentin Katrin steckte sich einen Packen Flyer für Freunde ein und kommentierte: „Gut, dass ihr jetzt schon dafür mobilisiert! Man kann nie genug Leute auf die Straße gegen Rassismus bringen!“

Islamfeindlichkeit bekämpfen

Viele hatten sich besonders auf die Rede von Carla Amina Baghajati, Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), gefreut. Amina stellt sich aktuell wieder besonders standhaft gegen das von „Integrationsminister“ Sebastian Kurz geforderte Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst. Es ist daher besonders ärgerlich, dass scheinbar eine der unterstützenden Organisationen des Marsches (welche wird noch aufzuklären sein) dem Druck von außenstehenden islamfeindlichen Gruppen nachgegeben und bei Amina interveniert haben. Sie hat sich daraufhin nicht mehr willkommen gefühlt und ihre geplante Rede zurückgezogen.

Kopftuchverbots-Debatte: Für das Selbstbestimmungsrecht der Frau!

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In einer ersten Stellungnahme stellten sich die Initiatorin Caroline Kirkpatrick und die Demoanmelderin Karin Wilflingseder (Neue Linkswende) hinter Amina. Sie schrieben auf Facebook: „Islamfeindlichkeit wird von uns wie jede Form der Diskriminierung klar abgelehnt“. Die gesamte Demovorbereitungsgruppe bedauere die Affäre und „möchte sich ganz aufrichtig bei Amina Baghajati und allen entschuldigen, die sich – wie wir – auf ihre Rede gefreut haben.“

Women’s March Vienna (21.1.2017)

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.