„Siegfriedskopf“: Nazi-Ikone raus aus der Uni!
Ende der 1980er Jahre begann die Universität Wien, sich mit dem heftig umstrittenen „Siegfriedskopf“, der sich damals noch in der Aula befand, zu beschäftigen und gestand seine antisemitische Bedeutung ein. Das Denkmal wurde vom Nazi-Bildhauer Josef Müllner angefertigt und trägt auf dem Marmorsockel die Inschrift „Ehre, Freiheit, Vaterland“, die Parole der deutschnationalen Burschenschaften, den Kaderorganisationen der Nazis. Errichtet wurde der „Kopf“ am 9. November 1923 von der „Deutschen Studentenschaft“, die „deutsche Abstammung und Muttersprache“ für eine Mitgliedschaft voraussetzte und nach dem Zweiten Weltkrieg wegen ihres NSDAP-Bezugs verboten wurde.
Das Denkmal sollte an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Lehrer und Studenten erinnern. Es bedient dabei die antisemitische Verschwörungstheorie der „Dolchstoßlegende“ (Siegfried wurde in der Nibelungensage von hinten erstochen), nach der die jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung für die deutsche und österreichische Niederlage im Ersten Weltkrieg verantwortlich gewesen sei. Der Kopf wurde „bald zur Ikone der deutsch-nationalen Studentenverbindungen und so zum Symbol für politischen Extremismus, Faschismus und Antisemitismus. Er war kein Symbol für eine freie, offene und moderne Universität“, erklärt das Künstlerpaar Bele Marx und Gilles Mussard, die das Denkmal Anfang 2000 in seine aktuelle Form umgestalteten.
1958: Rektorat mit Burschenschaftern huldigen noch immer Nazi-Denkmal. Foto: VGA
Obwohl das Rektorat schon 1990 beschlossen hatte, das Denkmal in den Arkadenhof zu verlegen, dauerte es noch Jahre bis es 2006 im Zuge von Umbauarbeiten tatsächlich versetzt und künstlerisch aufgearbeitet wurde. Der „Kopf“ wurde von seinem Sockel gestürzt und die Einzelteile unter einem Glassturz platziert. Ein auf dem Glas eingravierter Text von Minna Schiffmann erinnert an die Burschenschafter-Pogrome, in denen Jüdinnen und Juden aus den Hörsälen gezerrt und aus der Uni geprügelt wurden. Polizisten „sahen unbewegt oder auch spöttisch lächelnd, sogar hämisch, der ‚Hetz‘ zu“, erinnert sich Schiffmann in dem Text.
Bis heute marschieren wöchentlich deutschnationale Burschenschafter zum „Studenten-Bummel“ an der Uni auf und ziehen zum „Siegfriedskopf“, geschützt von der Polizei und ermutigt durch das Rektorat, das die Aufmärsche toleriert. Die rechtsextremen Burschenschaften halten die Nazi-Tradition hoch und verstehen sich als die Tat-Elite, die bereit ist, für das „deutsche Volk“ Blut und Leben zu opfern. Die symbolische Umdeutung des „Siegfriedskopfs“ reicht nicht aus, um faschistisches Gedankengut aus der Uni zu vertreiben. Das Nazi-Denkmal muss aus der Uni entfernt und die Burschenschafter-Aufmärsche untersagt werden. Studierende und Lehrende sollten die Uni-Leitung dazu zwingen, dem rechtsextremen Treiben an ihrer Hochschule ein Ende zu bereiten.
Deswegen organisieren wir am Mittwoch, 5. Dezember um 11 Uhr einen Protest vor der Universität Wien und fordern: Nazi-Ikonen und Nazi-Burschenschafter raus aus der Uni!