Kakerlake: Du bist (k)einer von uns
Seinen Namen und sein Herkunftsland erfahren wir vom Erzähler nicht. Wir wissen nur: Er kommt aus einem kriegsgeplagten Land, und in seinem Exil ist er nicht mehr wert als eine Kakerlake – und genau so nennt er sich. Er darf nicht anecken, nicht auffallen und soll dankbar sein für den Abfall, der für ihn übrig bleibt. Und während er irgendwie doch dazugehören will zur Gesellschaft, ist er andererseits auch verschlagen geworden in seiner unsichtbaren Position: „Er lügt, sobald er den Mund aufmacht … Er beißt in jede Hand, die ihn zu füttern versucht“ – so beschreibt ihn der Klappentext.
Rawi Hage tut uns nicht den Gefallen, uns die Geschichte eines Vorzeige-Flüchtlings zu erzählen: „Kakerlake“ ist zutiefst traumatisiert von Krieg, Flucht und dem Nicht-Ankommen-Dürfen, und er verhält sich so verstörend und unschön, wie er es in seiner Situation nun einmal eben gelernt hat. Der Roman zeigt uns bitterböse und durchaus komisch, wie sich das Leben als unerwünschter Migrant in unserer Gesellschaft anfühlt.
Piper, 320 Seiten, 10,20€, ISBN 978-3-4922-7363-3