„CaRevolution“-Demo: Lauter Aufschrei des Wiener Pflegepersonals

Für 5. September rief die Initiative „CARE Revolution Wien“ das Wiener Pflegepersonal zur Demonstration für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt auf. Etwa eintausend Betroffene und ihre Familien und Freunde kamen trotz Regens.
9. September 2015 |

Demonstrantin Hong feierte: „Gemeinsam sind wir stärker! Ich bin stolz, dabei zu sein!“ Gerne berichteten die Menschen von ihrem stressigen beruflichen Alltag. „Die Belastungen für Pflegepersonen in Krankenhäusern, Pflegeheimen und in der mobilen Pflege steigen ständig“, meinte Alex Cerny von „CARE Revolution Wien“. Die Kernforderungen der Initiative sind 30 Prozent mehr Gehalt und Personal in allen Bereichen und  eine Reform der Personalbedarfsberechnung, die auf die psychosozialen Bedürfnisse von Patient_innen Rücksicht nimmt.

CaREvolution: Revolution der Pflegefachkräfte

CaREvolution: Revolution der Pflegefachkräfte

Das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz (GuKG) wird einer größeren Novelle unterzogen. Die neue Novelle reduziert die Arbeitszeit von Ärztinnen und Ärzten. Damit die Versorgung noch aufrecht erhalten werden kann, wird medizinische Arbeit auf das Pflegepersonal umverteilt. Pfleger_innen mit langjähriger Erfahrung klagen über erhöhten Stress und noch mehr Druck. Gefordert wird vor allem mehr dringend benötigtes Personal. „Mehr Personal – im Spital“ und „Rücken krumm, Taschen leer – Arbeitgeber danke sehr!“ riefen die Pflegenden. Leistungsgerecht ist das Gehalt sicherlich nicht.

Demoteilnehmerin Sabine sagte: „Bei allen Umfragen sind wir Spitzenreiter im Vertrauen der Menschen. Von der Politik fehlt uns die Anerkennung unserer Leistung.“  Die erfolgreichen Proteste der österreichischen Ärzt_innen in den vergangenen Monaten, aber auch der Streik an der Berliner Charité macht den Pflegenden Mut. Vom Charité gab es auch eine Solidaritätsbotschaft nach Wien.

Schwachstellen im geplanten Gesetz

CARE Revolution Wien will eine generelle zweijährige Ausbildung für die Pflegeassistenz, was gleichzeitig den Entfall des eigenen Berufs der Pflegefachassistenz bedeuten würde. Die Beibehaltung der einjährigen Ausbildung in Form der Pflegeassistenz wird der Vielschichtigkeit der neuen Kompetenzen nicht gerecht. In der Ausbildung zur Pflegeassistenz solle die Schwerpunktsetzung nicht rein medizinisch sein, psychosoziale und kommunikative Kompetenzen werden im Beruf immer wichtiger. Es gibt einige weitere Forderungen der Betroffenen zur Aus- und Weiterbildung.

Laut dem Gesetzesentwurf würde die Pflegefachassistenz mit einem erweiterten Kompetenzspektrum ausgestattet, also vordergründig der Entlastung der Ärzt_innen bzw. dem Ersatz der Turnusärzt_innen dienen. Befürchtet wird auch, dass die Einführung der Pflegefachassistenz dazu führen könnte, Personal im gehobenen Dienst einzusparen. Kritik kommt aber auch an der veralteten Berufsbezeichnung für den gehobenen Dienst „Gesundheits- und Krankenschwester“.

Einsparungen auch für Kranke gefährlich

Eine Betroffene berichtete, dass „Strukturmangelanzeigen“ wegen Missständen eher zu Repression als Verbesserungen führen würden. Dies würde das Personal häufig zum Schweigen bringen und die Lage für Kranke gefährlich machen. Kostendruck und Einsparungen führen nicht nur dazu, dass Angestellte in Spitälern und Pflegeheimen leiden. Das Risiko steigt für Pflegebedürftige. Thema in den Gesprächen unter den Demoteilnehmenden sind weitere Gefahren neben dem Personalmangel.

Eine große Gefahr in Österreich für Patient_innen von sogenannten MRSA-Keimen aus. Sie können tödliche Infektionen auslösen. Pro Jahr dürften laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit in Österreich rund 700 Menschen durch den Krankenhauskeim „Clostridium difficile“ sterben.  Ein Slogan bei der Demo war: „Geld für die Kranken statt für die Banken!“

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.