Der französische Mai 1968: Die Revolution zum Greifen nah!

Im Mai 1968 gab es in Frankreich den größten Generalstreik der Geschichte. Was als Protest von Studierenden begann, entwickelte sich rasend schnell zu einer vorrevolutionären Situation mit Millionen streikender Arbeiter_innen und einer lahmgelegten Wirtschaft.
31. Mai 2016 |

Studieren war in Paris 1968 schwierig. Die Anzahl der Studierenden hatte sich in den zehn Jahren zuvor mehr als verdoppelt, die Hörsäle blieben dieselben. Gegen diesen und andere Missstände gingen zunächst wenige Hundert auf die Straße.

Arbeiter und Studenten…

Diese kleine Gruppe radikaler Studierender konnte innerhalb weniger Tage große, kämpferische Proteste aufbauen. Das gipfelte in der „Nacht der Barrikaden“, in der Studierende gemeinsam mit Arbeiter_innen ein gesamtes Stadtviertel im Zentrum von Paris besetzten. Die Bewohner_innen solidarisierten sich sofort und halfen mit Lebensmitteln, Wasser und Unterkunft. Dieser Erfolg gab Arbeiter_innen im ganzen Land die Zuversicht, durch Proteste und Streiks für ihre eigenen Ziele zu kämpfen.

Die zunächst unwillige Gewerkschaftsführung rief zum eintägigen Generalstreik auf, um die Kontrolle über die Arbeitenden zu behalten. Sie tat dies, obwohl sie nur wenige Tage zuvor noch gegen die Studierenden und ihre Proteste gewesen waren. Der Druck der Arbeiter_innen und ihre solidarische Haltung sowie ihre Überzeugung, durch Kämpfe ihre eigene Situation zu verbessern, war zu groß.

… sind explosive Mischung

Die folgenden Wochen waren geprägt von spontanen Aktionen, Streiks und Fabriksbesetzungen, an denen zehn Millionen Arbeiter_innen teilnahmen. Sie wurden bei Streikposten von Studierenden unterstützt und Arbeiter_innen besuchten die besetzten Universitäten um sich von den Diskussionen inspirieren zu lassen.

Mehrere Wochen wurde Frankreichs Wirtschaft lahmgelegt und Strom gab es nur, wenn die Werktätigen es zuließen. Der Streik hatte von öffentlichem Verkehr über Krankenhäuser bis hin zu Post- und Bankfilialen auch den öffentlichen Fernsehsender erreicht. Präsident Charles De Gaulle musste schließlich das Land verlassen. Als er kurze Zeit später zurückkehrte und über ein Referendum abstimmen lassen wollte, fand er keine Druckerei, die die Abstimmungszettel ausdrucken wollte.

Nach einem Monat anhaltender Streiks und Fabriksbesetzungen erlangte die Gewerkschaftsführung die Kontrolle über die Arbeiter_innen zurück und konnte sie nach Verhandlungen mit der Regierung wieder zum Arbeiten überreden.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.