Der Westen ist kein Freund der Kurden!

Seit dem Ersten Weltkrieg versprechen die Großmächte den Kurden immer wieder einen eigenen Staat – diese Versprechen wurden nie eingehalten. Trotzdem baute die führende kurdische Organisation in Syrien PYD während der syrischen Revolution auf US-Unterstützung. Es zeigt sich, dass das ein Fehler war.
8. September 2015 |

Schon nach dem ersten Weltkrieg versprach der damalige US-Präsident Woodrow Wilson den Kurd_innen einen eigenen Staat. Doch als die britische Regierung riesige Erdölreserven im Nordirak fand wurde dieses Versprechen schnell rückgängig gemacht und die Kurden brutal unterdrückt.

Als die Baath-Partei 1968 im Irak an die Macht kam, versprach Saddam Hussein den Kurd_innen einen eigenen Staat, doch sobald er seine Macht gefestigt hatte machte auch er dieses Versprechen rückgängig und ermordete tausende Kurden.

Seit der US-Invasion im Irak unterstützen die USA die Kurden, aber nur so weit sie ihnen von Nutzen sind, Öl-Felder zu sichern. Die kurdischen Autonomiebestrebungen lehnen die USA ab, weil sie keinen kurdischen Aufstand in der Türkei wollen.

Vertrauen in westliche Hilfe

Die syrische Revolution gab der Hoffnung auf einen kurdischen Nationalstaat neuen Auftrieb. Es gelang den Kämpfer_innen der PYD Gebiete im Norden Syriens zu erobern und auch zu halten. Erleichtert wurde das durch den Abzug der Truppen Assads aus diesen Gebieten, die gegen die FSA (Freie Syrische Armee) kämpfen sollten. Aus den Kämpfen zwischen FSA und den Truppen von Assad hielt sich die PYD großteils heraus.

Das lag auch daran, dass die FSA den Kurd_innen nicht ihr Recht auf Selbstbestimmung zusichern wollten – ein schwerer Fehler. In dieser Zeit waren die kurdisch kontrollierten Gebiete sich selbst überlassen. Das Erstarken des „Islamischen Staates“ (IS) änderte diese Situation. Der IS war eine Bedrohung für die kurdischen Gebiete, gegen die sie sich zu Wehr setzen mussten.

Westliches Eingreifen verlängert syrischen Bürgerkrieg

Westliches Eingreifen verlängert syrischen Bürgerkrieg

Die USA und ihre Anti-IS-Koalition unterstützen die Kurden im Kampf gegen den IS sowohl indirekt durch Waffenlieferungen als auch durch Luftschläge. Mithilfe der US-Bomben gelang es den kurdischen Truppen den IS zurückzudrängen und Territorium zu gewinnen, auch auf Kosten der einfachen Zivilbevölkerung in den arabisch dominierten Gebieten deren Dörfer von US-Bomben zerstört wurden.

Kampf für Autonomie

Die Kurd_innen haben natürlich ein Recht auf Selbstbestimmung und verdienen dabei unsere Unterstützung, doch genauso muss man sich gegen imperialistische Intervention wehren. Momentan sieht man wieder, wie richtig die Ablehnung jeder militärischen Intervention ist.

Es ging den USA nie darum, den kurdischen Kampf für Selbstbestimmung zu unterstützen. Deshalb akzeptiert die USA jetzt die türkischen Luftangriffe auf kurdische Stellungen. Die Kurden waren für die USA nur ein nützliches Werkzeug, das sie schnell wieder fallen ließen.

Die Autonomie wird den Kurd_innen nicht von irgendeiner imperialistischen Macht geschenkt werden, sondern kann nur im Zuge von revolutionären Umwälzungen im Nahen Osten erreicht werden. Die Revolutionen in Tunesien 2011 und Ägypten 2012 haben gezeigt, wie brutale Diktatoren, die vom Western unterstützt wurden, besiegt werden können. Durch die Arbeiter_innenklasse und nicht durch westliche Hilfe.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.