Die türkische Community muss aktiv werden

Der antirassistische Aktivist Muhammed Yüksek lädt alle ein, sich auf der Großdemonstration gegen Schwarz-Blau dem Block gegen antitürkischen und antimuslimischen Rassismus anzuschließen.
11. Dezember 2018 |

Liebe Linkswende jetzt!
Wie ihr sicher schon mitbekommen habt, macht die Protestaktion gegen die FPÖ ziemliche Fortschritte. Am 15. Oktober werde ich mit wahrscheinlich tausenden muslimisch/türkischen Männern und Frauen einen eigenen Block auf der Großdemonstration bilden. Ihr erkennt uns ganz leicht an einem ca. 2 Meter großen roten Fes, den wir dabei auf Stangen mit uns tragen werden. Im Internet verwenden wir die Hashtags #wirsindali, #alisblog oder #fes.

Über 10.000 Menschen haben sich bereits angekündigt. Bitte kommt zahlreich und mobilisiert auch noch Leute hin. Aber eins nach dem anderen: Vor knapp einem Monat hat die FPÖ WIEDER EINMAL ein muslimisch-/türkenfeindliches Video online gestellt, das wo Ali, ein Muslim der einen Fes trägt, mit der E-Card eines anderen vermeintlichen Muslim Mustafa, zum Arzt geht, aber weg geschickt wird. Die türkischen Gastarbeiter sind ja alle Sozialbetrüger, will die FPÖ damit sagen.

Als ich das Video zum ersten Mal gesehen habe, habe ich mir nur gedacht: Das darf aber jetzt nicht wahr sein, und habe ein kurzes Video dazu gedreht, um die türkische Community (Alis, Mustafas und Ayşes) zu aktivieren. Das Video wurde über 160.000 mal angesehen und Leute aus Vorarlberg, aus Linz, aus der Steiermark, von überall, haben sich gemeldet, dass sie jetzt zur Polizei fahren und die FPÖ anzeigen.

Sehr viele von ihnen haben dann auch unter dem FPÖ-Video gegen FPÖ ÖVP kommentiert. Bis dahin hat es gefehlt, dass jemand die Leute aktiviert, vor allem die mit türkischem Migrationshintergrund, und ich bin besonders stolz darauf, dass uns das mit allen Beteiligten gelungen ist. Strache hat dann das Video wieder entfernen lassen und behauptet, er hat davon nichts gewusst, aber ich glaube ihm kein Wort. Die FPÖ macht ja schon seit Jahren solche Propaganda gegen türkische Gastarbeiter.

Ich kenne natürlich selbst Menschen, wie ich sie dann auch in einem zweiten Video dargestellt habe. Gastarbeiter wie meine Eltern: Mein Vater musste schon mehr als 12 Stunden arbeiten, bevor das Gesetz eingeführt wurde und hatte deshalb immer wenig Zeit für uns, zumindest die ersten zwei Jahre als er in der Baubranche arbeitete. Meine Mutter ist auch arbeiten gegangen und meine Tante hat auf uns aufgepasst.

Das sind die Alis und Ayşes, die von der FPÖ ständig schlecht gemacht werden, die jetzt um ihre Staatsbürgerschaft bangen müssen, oder die auf der Straße blöd angemacht werden, weil sie Kopftuch tragen, oder die im Schulhof nicht mehr türkisch sprechen sollen dürfen. Ich habe dann an einer Donnerstagsdemo teilgenommen und dazu eingeladen und auch rote Fes verteilt und das war damals schon ein Riesenerfolg.

Für die Großdemonstration gegen FPÖ/ÖVP habe ich aber nicht nur im Internet mobilisiert, sondern auch bei türkischen Frauenvereinen, bei türkischen, bosnischen und indischen Kulturvereinen. Mir ist es wichtig, dass wir dort möglichst bunt und möglichst viele sind.

#wirsindali, Euer

Muhammed Yüksek

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