EsRAP: Tschuschistan
Die Türkisch-Österreichische Hip-Hop-Band EsRAP existiert seit rund zehn Jahren, nach unzähligen digitalen Veröffentlichungen erschien jedoch erst im letzten Jahr das Debut-Album Tschuschistan. Die Geschwister Enes und Esra Özmen werden vordergründig mit „Hot-Spots“ wie dem Ottakringer Yppenplatz in Verbindung gebracht, doch ist für sie Tschuschistan vor allem einmal eine Utopie, ein Ort, an dem sich alle Migranten zu Hause fühlen.
Die dystopischen Bilder im Video zum Titelsong locken hier manche möglicherweise auf eine falsche Fährte, denn viele Texte von EsRAP vermitteln ein positives Lebensgefühl und wollen ihrem Publikum Mut machen – nicht nur, aber auch ihren weiblichen Fans. In „Da Boss“ rappt Esra von ihrem Vater, der zwar einen Benz fährt, aber auch putzen würde – und von ihrer Mutter, die ein Kopftuch trägt, was sie als Symbol der Freiheit deutet. „Irgendwelche Männer in der Regierung sollen entscheiden, ob ich mit einem Kopftuch frei bin oder nicht? Wir entscheiden das schon selbst“, sagte sie dazu unlängst in einem Interview mit FM4. Der Song ist übrigens in Zusammenarbeit mit der Metal-Balkanbeat-Band Gasmac Gilmore entstanden, mit denen EsRAP auch schon gemeinsam auf der Bühne gestanden sind.#
Ein weiterer Gast auf dem Album ist Kid Pex in dem Titel „Kids of Diaspora“. In „Kabadayi“ heißt es, die Tage in Wien würden besser. Dies ist natürlich mit einem ironischen Unterton versehen, und bezieht sich darauf, dass in Wien durch diverse Kunst- und Kulturprojekte Menschen verschiedener Nationen zusammenkommen aber auch auf die Schattenseiten der Gentrifizierung, wie steigende Mieten etc. EsRAP, die ihr Album unter anderem über Crowdfunding finanziert haben, wollen demnächst in Deutschland auf Tour gehen und auch in der Türkei auftreten. In der Zwischenzeit ist Tschuschistan in unseren Gefilden die perfekte Möglichkeit, in den EsRAP-Kosmos einzutauchen.