Im Visier: Andreas Reichhardt

Mit dem Ende der Schwarz-Blauen Regierung wurde nicht das Ende der Burschenschafter in der Regierung eingeleitet. Wieder wurde mit Andreas Reichhardt ein strammer Deutschnationaler zum Verkehrsminister gemacht.
4. Juli 2019 |

Vom Neonazi zum Sportminister, eine typisch österreichische Karriere“, fassten Maschek in Willkommen Österreich die Laufbahn des ehemaligen FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache zusammen. Nach dem spektakulären Ende der schwarz-blauen Koalition verhalfen der grüne Bundespräsident und die neue Kanzlerin einem weiteren Burschenschafter zum steilen Aufstieg: Andreas Reichhardt, gleichfalls aus der Neonazi-Szene zum – Verkehrsminister!

Reichhardt robbte einst mit Strache im Dreck im Wald, übte mit Neonazi-Kameraden den Bürgerkrieg und den Mord an Linken und Demokrat_innen in sogenannten „Wehrsportübungen“. Diese wurden in den 1980er-Jahren unter anderem von dem nunmehr mehrfach wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verurteilten Gottfried Küssel organisiert. Reichhardt posierte mit Strache und anderen führenden Neonazis der damaligen Szene für Erinnerungsfotos.

Mit dabei war unter anderem Marcus Ullmann, ein Kamerad Reichhardts in der deutschnationalen Akademischen Grenzlandsmannschaft Cimbria. Ullmann war stellvertretender „Kameradschaftsführer“ von Küssels Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition (VAPO), die die Neugründung der NSDAP in Österreich zum Ziel hatte. Als in den 1990er-Jahren Polizei und Justiz gegen die VAPO vorgehen mussten, öffnete die Cimbria (und die Teutonia) freudigst ihre Pforten, um den Kameraden Unterschlupf zu gewähren.

Das ist bemerkenswert, denn Reichhardt war jedenfalls noch in den 1990er-Jahren in der Cimbria tätig. 1995 zählte ihn die Cimbern-Zeitschrift als „Aktiven“. Im gleichen Jahr schrieb Reichhardt einen Artikel über den „Gesamt-Tiroler Freiheitskommers“, auf dem über die Annexion Südtirols zu Österreich schwadroniert wurde und der Terrorist des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS), Siegfried Steger, sprechen durfte.

Beinahe 30 Menschen wurden vom BAS ermordet. Reichhardt lässt dies freilich unerwähnt, stattdessen wettert er in seinem Bericht gegen den „multikulturellen Zeitgeist“ und „Berufsantifaschist(inn)en“, die zu „gewalttätigen Demonstrationen“ gegen den Kommers aufgerufen hätten.

In der ersten schwarz-blauen Regierung beförderte man Reichhardt zum stellvertretenden Kabinettschef im Verkehrsministerium. In dieser Funktion war er für das Forschungszentrum Seibersdorf zuständig, das er zu einem Tummelplatz für rechtsradikale Burschenschafter machte. 2005 wurde er Sektionschef, und in der zweiten schwarz-blauen Koalition ernannte ihn der FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer zum eigens geschaffenen machtvollen Generalsekretär mit Weisungsbefugnis.