Im Visier: Maximilian Krauss
Was für eine peinliche Karriere. Mit 13 Jahren Obmann des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ) in der Josefstadt, mit 19 FPÖ-Bezirkschef, mit 20 als freiheitlicher Jugendkandidat im Wahlkampf das erste wohlverdiente blaue Auge: 2013 wollte Maximilian Krauss ins Parlament einziehen, aber zunächst reichte es dann doch nur für eine Stelle im Rathausklub der Wiener FPÖ.
Kurz darauf die nächste Watschen: 2014 verweigerte ihm der damalige SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl nach Protesten die Ernennung zum Vizestadtschulrat. Aber nicht damit genug. 2017 saß er nach der Angelobung genau einen Tag im Nationalrat, eher er in die Wiener Landespolitik zurück verfrachtet wurde.
Rechtsextreme Aufziehpuppe
Stellt man das stramme Mäxchen mit Designer-Jacket und Stecktuch ins Scheinwerferlicht, ziehen sich dessen Mundwinkel nach oben und es labert wie eine aufgezogene Spieluhr. Krauss hat die Arroganz eines Herrenmenschen bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Schon mit 20 Jahren beherrschte der schlagende Burschenschafter die Kunst, im Interview keine Frage wirklich zu beantworten und sinnentleert in die Kamera zu grinsen.
Als junger Pursch besuchte er acht Jahre lang das Gymnasium, zwei davon ein privates. Von einer „Gleichmacherei“ Form einer Gesamtschule hält der Absolvent des Masterlehrgangs „Führung, Politik und Management“ nichts, das Bildungssystem müsse schon die Eliten vom Pöbel differenzieren. Vor allem würde Krauss gerne Ausländer in eigene Klassen stecken, damit die Österreicher nicht „unter die Räder kommen“.
Überhaupt sollten Ausländer „mit türkischem Blut zurück in ihre Heimat“ verfrachtet werden, so Krauss. Die würden nämlich das „klassische Familienbild“ zerstören, weil nur mehr Kinder „von Homoeltern“ adoptiert werden und Ausländer häufiger straffällig werden. Den Zusammenhang muss er freilich nicht erklären.
2014 wollte sich Krauss gemeinsam mit Johann Gudenus mit einer „Protestveranstaltung“ gegen die „Asylbetrüger“ in der von Flüchtlingen besetzten Votivkirche beweisen. Als sich offene Neonazis ankündigten, machte die FPÖ allerdings noch schnell einmal einen Rückzieher.
Aldania: „Heil Hitler!“
Den Drill erhielt Kraus in der antisemitischen, deutschnationalen Burschenschaft Aldania Wien. Zu der gehören neben Johann Gudenus und dem Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp so stolze Recken wie Helmut Kowarik, der es zu gemeinsamen Veranstaltungen mit dem Holocaustleugner David Irving auf die „Norddeutschen Kulturtage“ brachte.
Die Verbindung betrachtet noch heute den großen Teil der Österreicher_innen als „Angehörige der deutschen Kultur- und Volksgemeinschaft“ (ein zentraler Begriff der nationalsozialistischen Staatstheorie), sieht es „als Aufgabe, aktiv zur Erhaltung und Förderung der deutschen Kultur beizutragen“ und fühlt sich „Ehre, Freiheit, Vaterland“ verpflichtet. In der Selbstdarstellung schreibt die Aldania: „Unser Vaterland ist die angestammte kulturelle und geistige Heimat aller Deutschen, unabhängig von staatlichen Grenzen. Das Vaterland und seine kulturelle Identität auf der Basis des Selbstbestimmungsrechtes der Völker zu bewahren, lebendig zu erhalten und zu schützen, ist Pflicht jedes Deutschen.“
Die Aldania führte bereits 1933 das „Führerprinzip“ ein und teilte nach dem „Anschluss“ an Hitlerdeutschland im Jahr 1938 in einem Rundschreiben feierlich mit: Das „Kampfziel“ sei erreicht. „Eine neue Zeit … stellt an uns neue Aufgaben … in den Reihen der braunen Bataillonen Adolf Hitlers … Heil Hitler!“ Noch 2008 war auf der „Bude“ der Aldania eine Landkarte, die Deutschland in den „Reichsgrenzen“ vom 1. September 1939 zeigte.
Die blaue „Zukunftshoffnung“ Krauss demonstriert, wie Indoktrinierung und Kaderbildung in der FPÖ funktioniert.