Klimaprotest gegen OPEC-Tagung: Kein Vertrauen in die Regierung
Eine der Demonstrant_innen, Nora, fasste die Lage zusammen: „Ich studiere selbst Biochemie und war schon auf den vergangenen Protesten von Fridays for Future. Ich bin da, weil Politiker und Manager lange genug Zeit hatten die Klimakrise zu lösen und dabei versagt haben. Wir brauchen andere Lösungsvorschläge.“
Einer der lautesten Slogans der Demonstration war „Where the hell is the Government?“ (Wo zur Hölle ist die Regierung?). Das brachte das Misstrauen der Demonstrant_innen gegenüber der Regierung deutlich zum Ausdruck. Obwohl sich Österreich, genauso wie viele andere Staaten, im Pariser Klimaabkommen 2015 zur Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles bekannt hat, wird die fossile Wirtschaft mit Subventionen gefördert. Jährlich werden allein in Österreich ca. 3 Milliarden Euro an klimaschädlichen Subventionen ausbezahlt.
Global werden fossile Unternehmen jährlich mit 5,2 Billionen oder 5.200 Milliarden US-Dollar gefördert (Stand 2017). Gleichzeitig werden die fossilen Giganten mit einem unaufhörlichen Geldregen aus der Finanzwirtschaft bedacht, 2018 förderten die weltmarktführenden Banken die fossilen Konzerne mit Krediten in Höhe von 654 Milliarden US-Dollar.
Die Menschen lassen sich aber nicht für dumm verkaufen, auf dem Protest war allen klar, dass die OPEC nur ein einziges Interesse vertritt – Big Business. „Die heute von der OPEC beschlossenen minimalen Förderkürzungen haben nichts mit Klimaschutz zu tun. Es geht um die Schieferöl- und Fracking-Konkurrenz aus den USA und dem Interesse der OPEC an einem hohen Ölpreis wegen des Börsengangs des Ölmultis Saudi Aramco“, erklärt Katharina Schneider von Fridays for Future Wien.
Keep it in the Ground!
Peter, der extra aus dem niederösterreichischen Pernitz für den Protest nach Wien gekommen war, sagte: „Megakonzerne werden von Banken für die Zerstörung der Umwelt belohnt. Jährlich sterben hunderte bedrohte Tier- und Pflanzenarten aus. Dieser Umgang mit der Natur ist verbrecherisch.“
Er erinnert an den Spruch, der gemeinhin dem indigenen Volk der Cree zugeschrieben wird: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann“, und bringt damit die Irrationalität des Kapitalismus auf den Punkt.
Schon Marx erkannte: Im Kapitalismus geht es nicht um die Produktion von Waren, sondern um die Erwirtschaftung von Geld bzw. Profit. Die Zerstörung von Mensch und Natur ist ein Nebenprodukt dieser absurden Produktionsweise. Gerade darum ist der Slogan „Keep fossil fuels in the ground“ so richtig. Es muss uns in einem ersten Schritt hin zu einer Wirtschaft, in der die Interessen von Mensch und Natur um Mittelpunkt stehen, gelingen, die globalen Energiesysteme auf erneuerbare Energien umzustellen.
Globale Lösungen
Die Klimakrise ist kein isoliertes, sondern ein globales Problem, so die Demonstrantin Frida: „Ich gehe immer gern auf Demonstrationen, weil es wichtig ist, für seine Rechte zu kämpfen. Ich glaube es wäre wichtig zu zeigen, dass Klimawandel ein Problem ist, das alle Menschen betrifft. Von Afrikaner_innen, die aufgrund der Zerstörung ihrer Lebensgrundlage zur Klimaflucht gezwungen sind, bis zu österreichischen Studentinnen. Es ist doch offensichtlich, dass ein Klimawandel stattfindet, so heiß wie der letzte Sommer war, und wir müssen etwas dagegen unternehmen!“
Die Stimmung auf dem Protest war kämpferisch. Der Schwung vom letzten globalen Klimastreik am 29. November war noch deutlich zu spüren. Trotzdem waren sich alle einig: wir sind noch lange nicht am Ziel! „Ich fand den heutigen Protest sehr wichtig und super motivierend. Trotzdem muss es uns gelingen, noch viel mehr Menschen zu solchen Protesten zu motivieren“, erklärte die Schülerin Johanna.
Um die Förderung fossiler Brennstoffe endlich zu stoppen, braucht es noch viel Größeres. Wie das aussehen kann, zeigen die Millionen Menschen, die in Frankreich gerade Betriebe aller möglichen Branchen bestreiken und auf die Straße strömen: das ganze Land steht still, statt Wirtschaft und Politik haben jetzt die Werktätigen das Sagen.