Louise Bryant

Obwohl Louise Bryants Name heute nicht mehr sehr bekannt ist, lohnt es sich, sich mit ihr und ihrem Werk auseinanderzusetzen. Die US-amerikanische Journalistin, politische Aktivistin und Feministin wurde bekannt durch ihre Berichte über die Russische Revolution, die sie in ihrem Hauptwerk Six Red Months in Russia veröffentlichte.
9. Oktober 2018 |

Am 5. Dezember 1885 wurde Louise Bryant unter dem Namen Anna Louisa Mohan in San Francisco geboren. Während ihrer Studienzeit in Oregon engagierte sie sich im Kampf für die Rechte der Frauen. Für eine kurze Zeit arbeitete Bryant in einer Konservenfabrik in Seattle. Die schrecklichen Arbeitsbedingungen und die niedrigen Löhne erweckten ihr soziales Gewissen, schrieb sie.

Während sie als Journalistin für den Portland Spectator arbeitete, kam sie mit verschiedensten Menschen mit linken und progressiven politischen Ideen in Berührung. Bryant veröffentlichte auch in der anarchistischen Wochenzeitschrift Blast und nahm an Lesetouren für die Unterstützung der Frauenrechte teil. Ihr damaliger Mann und sie luden zu sich Gäste ein wie die Anarchisten Emma Goldman und Alexander Berkman.

Treffen mit John Reed

1915 nahm Bryants Leben eine drastische Wendung, als sie auf ihren späteren Ehemann, den Journalisten John Reed, traf, dessen Artikel über Kriege und Revolution sie bereits kannte. Zusammen reisten sie im Sommer 1917 nach Russland, um dort über die Revolution zu berichten. In dieser Zeit schuf Bryant auch ihr Hauptwerk Six Red Months in Russia, das als Serie in der Zeitschrift Oregonian veröffentlicht wurde und als Aufforderung zur Unterstützung der Revolution gedacht war.

Zeit in Russland

Die Zeit, die Bryant mit Reed in Russland verbrachte, zählte zur ereignisreichsten während der Revolution. Die beiden interviewten den russischen Politiker Alexander Kerensky, welcher zeitweise Chef der Übergangsregierung war. Sie beobachteten Ereignisse, die zu der Oktoberrevolution führten und wurden Zeugen davon, wie das Privateigentum abgeschafft, das Land den Bauern gegeben und Geschlechtergleichheit eingeführt wurde, und die Produktionsmittel unter Kontrolle der Arbeiter gerieten.

Die Menschen sprachen sich plötzlich mit „Genosse“ an, in einem Land, das einst so viel Wert auf seine Hierarchien legte. Durch Bryants Texte konnte man also einen detaillierten Einblick in die Situation in Russland erlangen.

Die Frauen der Revolution

Obwohl sowohl Reed als auch Bryant die Revolution miterlebten und darüber positiv schrieben, sind die beiden Bücher Ten Days that Shook the World und Six Red Months in Russia zwei unterschiedliche Werke. Das liegt vor allem daran, dass Reed in seinem Buch keinen speziellen Schwerpunkt hatte, während Bryant ein besonderes Augenmerk auf die Rolle der Frauen in der Revolution legte.

Wie die Russische Revolution die Gesellschaft radikal veränderte

Wie die Russische Revolution die Gesellschaft radikal veränderte

Es war ihr wichtig, aus „der Perspektive einer Frau“ zu schreiben, denn sie war davon überzeugt, dass für eine revolutionäre Politik die Befreiung der Frau und Gleichberechtigung der Geschlechter eine Notwendigkeit sind. Dadurch schuf sie eindrucksvolle Portraits weiblicher Persönlichkeiten der Revolution, seien es die Bolschewikin Alexandra Kollontai, die Revolutionärin Maria Spirodonowa oder eine Gruppe Soldatinnen.

Was dabei immer wieder heraussticht, sind die genauen Beschreibungen der Gegebenheiten, wie etwa das unpraktische und für den Kampf ungeeignete Schuhwerk der weiblichen Soldaten.

Russland als Vorbild

Bryant selbst war, trotz Vorwürfe gegen sie, dass sie selber keine Kommunistin sei, davon überzeugt, dass der Sozialismus, genau wie die Frauenbewegung, sich nicht mehr aufhalten ließe und über die Jahre immer weiter ausbreiten würde. Nur feindliche Interventionen von außen könnten, laut ihr, die Revolution in Russland zerstören.

Sie blieb nicht nur bei der Meinung, dass die Revolution dort geglückt sei, sondern ging noch weiter, und war überzeugt, dass Russland die USA in ihrer Rolle eines progressiven Landes abgelöst habe. Daher sollten die amerikanischen Genossen sich ein Beispiel an der Russischen Revolution nehmen.

1919 kehrte Bryant zurück nach Portland, um sich dort gegen Interventionen der USA im russischen Bürgerkrieg einzusetzen und um in ihren Vorträgen positiv über die Revolution zu berichten. Sie starb an den Folgen einer langwierigen Krankheit 1936 in Paris.

Besonders durch die vielen Augenzeugenberichten, die lebendigen Charakterdarstellungen verschiedenster Persönlichkeiten und der Darstellung der Frauen, ist Six Red Months in Russia bis heute noch ein spannendes Werk über die Ereignisse der Russischen Revolution.

Buchtipp: Six Red Months in Russia

Bryant erzählt von ihrem Einsatz inmitten der russischen Revolution.
Online zu lesen auf: marxists.org