Marokko: Proteste gegen Repression und Ungleichheit
Bereits am 11. Juni füllten sich die Straßen der Hauptstadt Rabat mit zehntausenden Protestierenden. Die aktuellen Demonstrationen wurden von einer Verhaftungswelle ausgelöst, die viele führende Aktivist_innen ins Gefängnis brachte. Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein, um die Menschen am Protest zu hindern.
Schon seit Oktober letzten Jahres gehen die Menschen in Marokko immer wieder auf die Straße. Ausgangspunkt war die Ermordung von Fischverkäufer Mohsin Fikri durch die Polizei. Landesweit wurde sein Tod als Symbol der sozialen Ungerechtigkeit und Arroganz des Staates angesehen. In der Rif-Region, wo Fikri ermordet wurde und mehrheitlich Amazigh gesprochen wird, kam die Wut über Armut und Repression durch den Staat hoch.
Die Menschen fordern ein Ende der Demütigung („hogra“) durch Polizei und Staatsbeamte, Investitionen in öffentliche Dienstleistungen und Schaffung von Arbeitsplätzen.
Kampfgeist der Massen
Die Herrschenden in der Region fürchten, dass die Bewegung den Kampfgeist der Massen neu beleben wird. Der marokkanische Aktivist Mehdi Rafiq meinte gegenüber Socialist Worker, dies sei die größte politische Mobilisierung seit den Arabischen Revolutionen 2011. „Es ist die Fortsetzung wichtiger sozialer Kämpfe, wie jener der Medizin- und der Lehramtstudierenden.“
Ein breites Spektrum an Oppositionsparteien beteiligte sich an den Protesten am 11. Juni: von der revolutionären Linken, über Liberale bis hin zur islamistischen Bewegung al-Adl wal Ihsane.
Die lokalen Organisationskomitees, die in vielen Regionen gegründet wurden, seien ein wichtiger Faktor, um die Bewegung voran zu bringen, so Mehdi: „Es gibt Mobilisierungskomitees in der Rif-Region und Solidaritätskomitees in den anderen Regionen, um die Bewegung dort zu unterstützen. Das muss weitergehen, denn Selbstorganisation ist der Schlüssel!“