Miles Davis: Miles In The Sky

Leo Kienmandl präsentiert jeden Monat seine Musiktipps in der Serie „Sounds for Rebels“.
29. August 2018 |

Das Jahr 1968 brachte nicht nur in der Pop-Musik sondern auch im Jazz große Umwälzungen hervor, die Haare der Musiker wurden länger und die Musik ausgeflippter – augenscheinlich im œuvre von Bepop-Legende Miles Davis. Das im Juli ’68 veröffentlichte Album „Miles In The Sky“ markiert den Übergang vom konventionellen zum Fusion-Jazz, erstmals tauchen Instrumente wie E-Gitarre, Fender-Bass oder E-Piano auf, die Kompositionen basieren auf dem 4/4-Takt. Während das Album noch in der finalen Produktionsphase ist, steht das Miles Davis-Quintett bereits erneut im Studio um den Nachfolger „Filles de Kilimanjaro“ einzuspielen, der Anfang 1969 erscheinen wird. Unter dem Einfluss der Musik der Hippies und insbesondere von Jimi Hendrix entsteht der Prototyp des Fusion-Albums schlechthin.

„Mademoiselle Mabry“ beispielsweise reflektiert Einflüsse der Soulmusik, das Intro ist aus dem Hendrix-Stück „The Wind Cries Mary“ entlehnt. „Toute De Suite“ besticht durch sein reduziertes Arrangement, das die Zuhörerschaft mit sehr wenigen Noten auf eine ausgedehnte musikalische Reise mitnimmt. Miles Davis wird mit diesen beiden Werken zum Wegbereiter des Jazz-Rock und ebnet damit Musikern wie ChickCorea, Herbie Hancock oder Billy Cobham den Weg.

Wie zuvor am Bepop-Jazz verliert Miles Davis bald auch an der Fusion-Musik sein Interesse und wird in späteren Jahren durch seine Experimente mit verschiedenen Pop-Musik-Elementen und Hip-Hop einem breiteren Publikum bekannt. Miles Davis Werdegang ist aber auch im Zusammenhang mit der Bürgerrechtsbewegung der 1960er-Jahre zu sehen, deren Ziele er als schwarzer Musiker im amerikanischen Musikbusiness verfolgte. Sein Verhalten war revolutionär, weil er nicht länger akzeptierte, dass bei Tourneen die schwarzen Musiker in der zweiten Klasse reisen mussten, während weiße in der ersten Klasse unterwegs waren. Sein selbstbewusstes Auftreten in der Öffentlichkeit war vielen Schwarzen in jener Zeit ein Vorbild.

www.milesdavis.com