Neue Liederbuchaffäre: FPÖ steht treu zu Nazitexten
„Das zählt tatsächlich mit zum Ekelhaftesten, was ich in den vielen Jahren meiner Beschäftigung mit rechtsextremen Texten lesen durfte oder musste“, urteilt Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) in der Zeit im Bild 2 über ein Nazi-Liederbuch des deutschnationalen „Corps Austria zu Knittelfeld“. Prominentes Mitglied der antisemitischen Verbindung: FPÖ-Mandatar Wolfgang Zanger.
Auf 444 Seiten wird der Nationalsozialismus glorifiziert und in Stürmer-Manier gegen Jüdinnen und Juden gehetzt. Man besingt die Mördertruppen SA und SS. Es wird die Vergewaltigung von „Judenmädchen“ verherrlicht, es werden die Germanen „aus dem fernen Bayern mit Hackenkreuzen (offenbar wird hier die Schreibweise aus der Frühphase der Nazibewegung eingesetzt) auf den Eiern“ gefeiert. „Rothschild“ (bis heute in der rechtsextremen Szene ein Codewort für einen angeblich „raffgierigen Juden“) sei das „größte Schwein“ gewesen.
Es heißt: „Entlastet ist der Nazipimmel, der frei ist stets vom Rassenfimmel.“ Oder: „Polenmädchen sind verboten, Judenschicksen sind tabu, eine Stute zu besteigen, lässt der Veterinär nicht zu.“ Man grüßt mit „Heil Hitler, ihr alten Germanen.“
Demokratische Fassade
Andreas Mölzer, Herausgeber der rechtsextremen Zur Zeit, verharmloste die widerlichen Texte als eine „Sammlung von Spott, Schmäh- und Trinkliedern verschiedensten Inhalts“. Die Parteispitze macht Zanger die Mauer, so wie Hofer, der in der Kronenzeitung jammert, man dürfe „einen Politiker nicht einfach in eine Nazi-Diskussion verwickeln, nur weil er vor 14 Jahren ein Buch geschenkt bekommen hat“.
Er selbst kommentierte weit weniger zurückhaltend: „Das sind Lieder, die meine Eltern gesungen haben. Dafür werde ich mich niemals schämen und auch nicht rechtfertigen!!!“ Die Grazer Burschenschaft „Cheruskia“ habe diese „Liederlichen Lieder“ dem Corps zu ihrem 125-jährigen Jubiläum geschenkt. Es solle, so Zanger, 50 bis 70 Exemplare davon geben, er selbst habe eines in seinem Bücherregal.
Bereits 2006 sagte Zanger, damals neu im Nationalrat, gegenüber dem ORF: „Natürlich hat es gute Seiten am Nationalsozialismus gegeben, nur die hören wir heute alle nicht mehr.“ Der Führer, so Zanger, hätte „den Leuten Hoffnung gegeben“. 2016 trat er als Redner bei den rechtsradikalen „Identitären“ auf.
Zuletzt wurden im Jahr 2018 Naziliederbücher in den Burschenschaften „Germania“ des blauen Klubchefs in Niederösterreich, Udo Landbauer, und „Bruna Sudetia“ des ehemaligen Pressereferenten von FPÖ-Minister Norbert Hofer, aufgedeckt. Der Burschenschafteranteil im FPÖ-Klub ist mit 40 Prozent der Abgeordneten indes auf einen Rekordwert gestiegen.
Hinter einer demokratischen Fassade leben die FPÖ-Burschenschafter ihre braune Vergangenheit bis heute.