Österreichs Regierung ignoriert bewusst Warnungen der Wissenschaft

Im polnischen Katowice begann am 3. Dezember die 24. UN-Klimakonferenz. Innerhalb von zwei Wochen sollten Diplomaten aus fast 200 Ländern an der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 arbeiten, um die nationalen Beiträge vergleichbar zu machen. Die österreichische Regierung bekam dort also wieder die Gelegenheit, sich als Klimaschützer zu präsentieren.
19. Dezember 2018 |

Zum Auftakt des Klimagipfels COP24 in Katowice machte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres klar, dass dieser die wichtigste Konferenz seit Paris 2015 sei. Guterres betonte, dass der Erfolg des Gipfels eine enorme Bedeutung für die Menschheit hat: „Für viele Länder ist es eine Frage von Leben und Tod.“ Denn obwohl auch wohlhabende Industriestaaten die Folgen des Klimawandels in Form von Dürren, Hitzewellen oder Hochwasser zu spüren bekommen, leiden besonders Entwicklungsländer darunter. Laut eines Klima-Risiko-Index der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch waren in den letzten 20 Jahren acht von zehn Ländern, die am stärksten von Extremwetterschäden betroffen waren, Entwicklungsländer.

Verschwörungstheorien

Mit diesem Wissen im Hinterkopf sollte eigentlich allen Beteiligten der Konferenz klar sein, wie hoch die Priorität ist, dem weiteren Voranschreiten des Klimawandels ein Ende zu setzen, um das Schlimmste zu verhindern. Dass der Kampf gegen die Erderwärmung auch der österreichischen Regierung ein wichtiges Anliegen ist, wirkt mehr als nur unglaubwürdig. Vor allem die FPÖ lenkt immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich, wenn es darum geht, eine unwissenschaftliche Falschmeldung nach der anderen punkto Klimawandel vom Stapel zu lassen. Die ehemalige Umweltsprecherin Susanne Winter sorgte 2015 für Kopfschütteln als sie in einem Facebook-Eintrag wissenschaftliche Klimastudien als eine „ideologische Pseudowissenschaft“ abgetan hat.

Dabei sollte gerade die FPÖ nicht mit dem Finger auf andere zeigen, wenn es um Pseudowissenschaft und Verschwörungstheorien geht. Der jetzige Verkehrsminister Norbert Hofer stellte 2007 eine parlamentarische Anfrage zu Chemtrails, die laut ihm das Wetter beeinflussen würden. Vizekanzler Strache fantasierte letztes Jahr von Weinbau in Grönland – den hat es zwar nie gegeben, das Gerücht ist Strache aber Beweis genug dafür, dass der Klimawandel, in dem Ausmaß, wie wir ihn jetzt schon zu spüren bekommen, etwas Natürliches und nichts Menschengemachtes sei. Steigende Temperaturen sind seiner Meinung nach die Schuld von Sonneneruptionen. Der Einfluss der Menschen auf das Klima sei für ihn sowieso „eine offene Frage“, auch wenn die Forschung dazu das komplette Gegenteil von dem beweist, was die FPÖ behauptet.

Klimaschutz made in Austria

Doch warum leugnet Strache immer noch den von Menschen verursachten Klimawandel? Darauf gibt es zwei mögliche Antworten, die eine deprimierender als die andere. Möglichkeit Nummer 1: Er glaubt tatsächlich nicht daran und hält Verschwörungstheoretiker für glaubwürdiger als Wissenschaftler, er stellt also Märchen über Fakten. Das allein sollte ihn bereits für jedes politische Amt ungeeignet machen.

Möglichkeit Nummer 2: Strache ist schon klar, dass die massiven CO2-Emissionen das Klima beeinflussen, er ignoriert also nicht nur die Faktenlage, sondern er lügt sogar offen, um eine umweltschädliche Politik zu rechtfertigen. Je mehr Menschen ihm diese Lügen abkaufen, umso leichter fällt es Schwarz-Blau, kapitalismusfreundliche Maßnahmen durchzusetzen. Ein Beispiel dafür ist der geplante Ausbau der dritten Piste am Wiener Flughafen, wodurch in Schwechat die CO2-Emissionen bis 2025 um 250% im Vergleich zum Jahr 2003 erhöht werden würden.

Über die Mythen der Klimawandelleugner

Über die Mythen der Klimawandelleugner

Norbert Hofers aktuelles Lieblingsprojekt, das Anheben des Tempolimits auf den Autobahnen auf 140 km/h, würde laut dem Bundesumweltamt die durchschnittlichen Fahrzeugemissionen von 155 g/km auf 171 g/km, also den CO2-Ausstoß um 11% anheben. Ein Senken der erlaubten Geschwindigkeit auf 100 km/h würde hingegen helfen, jährlich 450.000 Tonnen Treibhausgas einzusparen. Wenn die österreichische Regierung so wie Deutschland, USA und China weiter auf diesen Kurs zusteuert, wird man das Ziel, die Temperaturen nicht über 1,5 Grad steigen zu lassen, nicht erreichen, sondern sich auf 5 Grad zu bewegen.

Dabei wäre das Ziel laut der Klimaforscherin Renate Christ physikalisch und chemisch möglich. Doch Österreich hat seine Emissionen seit 1990 nicht mehr reduziert, stattdessen beobachtet sie einen Aufwärtstrend. Da helfen auch heuchlerische Vorhaben von Schwarz-Blau, wie das Verbot von Plastiksackerln, nicht. Die regelmäßige Anwesenheit bei Klimakonferenzen macht aus unserer Regierung eben noch lange keine Kämpfer für den Klimaschutz.