ÖVP-Wissenschaftssprecher leugnet Klimawandel
Spätestens seit den 1990er-Jahren ist es wissenschaftlicher Konsens, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre hauptsächlich durch Treibhausgasemissionen der Menschen ansteigt und dieser Umstand hauptverantwortlich für den Klimawandel ist. Es gibt keine wissenschaftliche Debatte mehr, ob die globale Erwärmung vom Menschen verursacht wird oder nicht, genauso wie es keine wissenschaftliche Debatte gibt, ob die Erde eine Scheibe ist oder eine Kugel. Dennoch gibt es Personen, die so etwas behaupten.
Kreuzzug gegen Wissenschaft
Zu diesen Menschen zählt Rudolf Taschner. In einem Presse-Artikel von 2010 bezeichnete Taschner den Klimawandel als „Symbol eines globalen Unternehmens …, das seine Agenda vorlegt und dafür die nötigen finanziellen Mittel erhält.“ 2015 bekräftigte er seine Aussage: „Die Klimakatastrophe ist abgesagt. Aber kaum jemand wird dieser guten Nachricht Glauben schenken. Was soll die Expertise Einzelner gegen den gewaltigen Meinungsdruck eines Weltklimarates ausrichten?“ Die ÖVP versuchte zu beschwichtigen und behauptet, Taschner leugne den von Menschen verursachten Klimawandel nicht, er habe nur mehr Sachlichkeit verlangt. Doch Taschner wirft dem Weltklimarat (IPCC) vor, seine Arbeit basiere nicht auf Fakten, sondern auf großen Geldspenden.
Der Weltklimarat, IPCC, ist eine der größten wissenschaftlichen Kooperationen, die es je gab. Alleine für den letzten Sachstandsbericht haben tausende Wissenschaftler_innen über 9.200 Studien ausgewertet.
Taschner selbst bezieht sich lieber auf pseudowissenschaftliche Pamphlete wie „Die kalte Sonne“ von Fritz Vahrenholt, das auch in rechtsextremen Kreisen von Klimawandelleugnern und in der FPÖ sehr verbreitet ist.
Pseudowissenschaft
Vahrenholts zentrale Behauptung: die globale Erwärmung sei abgesagt, da sich die Sonne, welche hauptverantwortlich für Klimaschwankungen sei, wieder abkühle. Diese Theorie ist allerdings völlig daneben. Nachdem sich in den Jahren 2001 bis 2010 die Erde langsamer erwärmte als im Jahrzehnt davor, spekulierte Vahrenholt einfach, die Erde werde sich nun wieder abkühlen.
Tatsächlich war die globale Erwärmung zwischen 2001 und 2010 nicht schwächer als davor, die zusätzliche Wärmeenergie wurde jedoch zu einem großen Teil von den Ozeanen (welche sich in den 1990ern weniger erwärmten) aufgenommen. Mittlerweile schnellen die Atmosphärentemperaturen wieder nach oben. Ein Musterbeispiel für die Methoden von Rudolf Taschner: Er rezitiert Vahrenholt und unterstellt Bjorn Stevens, einem Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg und renommierten Klimawissenschaftler, dieser widerspräche dem IPCC und behaupte, die Erwärmung auf 2°C sei aufgrund der kühlenden Wirkung von Aerosolen nicht zu befürchten. Stevens hat allerdings am 5. Sachstandsbericht des IPCC mitgeschrieben. In einer Aussendung im April 2015 machte er nochmals deutlich, dass seine Studien nicht das Risiko der Erwärmung auf 2°C in Frage stellen und die Gesellschaft den gefährlichen Ausstoß von Treibhausgasen und die Warnung vor katastrophalen Folgen sehr ernst nehmen muss.
Um die schlichte Unwissenschaftlichkeit seiner Aussagen zu kaschieren, redet Taschner um den heißen Brei, wie wenig giftig doch CO2 sei. Es sind jedoch nicht die chemischen Eigenschaften (wie z.B. Giftigkeit), die CO2 gefährlich machen, sondern die Infrarot-Aktivität, welche es zum Treib-
hausgas macht.
Taschner ist unfassbar
„Klimawandel, bitte melden“, schreibt Taschner und verhöhnt damit Millionen Menschen, die derzeit unter den Folgen der globalen Erwärmung leiden und daran sterben. Sebastian Kurz und die ÖVP zeigen mit seiner Nominierung, dass sie den Klimawandel, die größte Herausforderung unserer Zeit, nicht ernst nehmen wollen.
Mit Rudolf Taschner, der bereits mit Aussagen wie „Wenn Kanzlerin Merkel sagt, der Islam gehört zu Deutschland, ist das verrückt“ gezeigt hat, dass er in das reaktionäre Kurz-Weltbild passt, wird die ÖVP ihren Kampf gegen alles Fortschrittliche weiter führen und sei es gegen die Wissenschaft selbst.