Im Visier: Martin Graf

Er ist wieder da. Martin Graf, Mitglied der radikal-antisemitischen Burschenschaft Olympia, soll als Ersatz für den antisemitisch ausfälligen FPÖ-Anwalt Johannes Hübner wieder ins Parlament einziehen, das er 2013 nach heftigen Protesten verlassen musste.
12. September 2017 |

Vor genau zwanzig Jahren sagte Graf im Interview mit dem Spiegel: „Die heutigen Staatsgrenzen wurden willkürlich gezogen. Das deutsche Volkstum muss sich frei in Europa entfalten können.“ Graf  bekannte sich auch zur besten Sendezeit (im Interview mit der Zeit im Bild 2) zur „deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft“.

Graf ist einer von neun Mitgliedern einer deutschnationalen Verbindung im Wiener FPÖ-Landesparteivorstand. Seine Burschenschaft Olympia lädt regelmäßig Neonazis und Holocaustleugner zur „Kaderschulung“ ein. Unter anderem durfte der Nazi-Liedermacher Michael Müller in der Bude trällern, der das Udo Jürgens-Lied „Mit 66 Jahren“ umdichtete zu: „Mit 6 Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an, bis 6 Millionen Juden, da ist der Ofen an.“

Bei der Olympia gastierte auch der Nazi-Barde Frank Rennicke, der ein Benefizkonzert für die untergetauchten NSU-Mitglieder gab und Lieder singt wie „Landauf, landab, im kleinen wie großen wirst du immer auf’s neue auf Adolf stoßen“. In den 1980er-Jahren schrieb die Olympia selbst in einer Einladung: „Bist Du hässlich, fett, krank oder fremd im Lande, … hast du den Wehrdienst verweigert oder eine Freundin mit, die weder schön noch still ist, … dann bleib lieber zu Hause.“

Mit Neonazis bei Pegida

2009 lud er als dritter Nationalratspräsident den Rassebiologen Walter Marinovic als „guten Fachreferenten“ ins Parlament ein. 2015 blamierte Graf sich dann vor laufenden Kameras nach seiner Teilnahme an der ersten Pegida-Demo in Österreich, zusammen mit „Identitären“, weiteren Olympia-Burschenschaftern und Anhängern des Neonazis Gerd Honsik. Sie skandierten „Wer nicht hüpft, der ist ein Jude!“, streckten die Hände zum Hitlergruß und schwenkten deutsche Reichsfahnen, aber davon wollte Graf nichts gesehen haben.

Autor Hans-Henning Scharsach sagt über Grafs Rückkehr: „Durch seine offen gezeigte Verbundenheit mit den Traditionen des Nationalsozialismus, durch die Auswahl seiner Mitarbeiter, seine Einladungspolitik, seine Bekenntnisse zum Deutschtum, seine Zweifel am antifaschistischen Nachkriegskonsens und seine kritische Distanz zum Verbotsgesetz ist er eine Belastung für Demokratie und Parlamentarismus in Österreich.“