Proteste in der Lausitz: Sand ins Getriebe der Kohlemagnaten

Unter dem Slogan „Ende Gelände“ protestierten im Mai rund 4.000 Aktivist_innen in der Lausitz gegen den Abbau fossiler Brennstoffe und die verheerende Energiepolitik der Eliten. Marilen Lorenz war bei den Protesten mit dabei.
5. Juni 2016 |

Der Braunkohletagebau Welzow-Süd in Brandenburg (Deutschland) erstreckt sich über Kilometer, in keiner Richtung war ein Ende zu erkennen. Von 13. bis 16. Mai besetzten dort tausende Aktivist_innen die Kohlebagger, blockierten die Transportrouten und stürmten das nahegelegene Kohlekraftwerk mit dem treffenden Namen „Schwarze Pumpe“.

Existenz

Die Proteste zwangen die Betreiber, die Produktion erheblich zu drosseln. Viele Ortsansässige solidarisierten sich mit den Aktivist_innen und beteiligten sich an einer bunten Demonstration, die mit einer Kundgebung in Proschim endete. Im Ortskern verkündet ein Schild die Botschaft: „Wer Dörfer antastet, ist für uns NICHT wählbar“. Zahlreiche Orte wurden bereits dem Erdboden gleichgemacht, um dem Kohleabbau Platz zu machen. Das droht nun auch Proschim.

17_20160515_Protest Lausitz(c)Neue Linkswende20 Millionen Tonnen Braunkohle werden im Tagebau Welzow-Süd pro Jahr aus dem Boden geholt. Doch das Geld, das der schwedische Konzern Vattenfall damit erwirtschaftet, kommt nicht der Region zugute. Die Lausitz ist eine der ärmsten Regionen Deutschlands, viele sind arbeitslos. Aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, verteidigen einige den Kohleabbau. Die misslungene Arbeits- und Sozialpolitik spielt dem Konzern in die Hände. Als größter Arbeitgeber in der Lausitz versucht der Konzern den Menschen vorzugaukeln, es gäbe keine anderen Möglichkeiten, Arbeitsplätze zu schaffen.

Aufbruch

Mit 4.000 Teilnehmer_innen aus verschiedensten Ländern war das diesjährige „Lausitzcamp“ das größte Klimacamp der Geschichte. Zeitgleich fanden unter dem Motto „Break Free From Fossil Fuels“ („Brecht mit fossilen Brennstoffen“) weltweit Aktionen gegen die Förderung von Kohle, Öl und Gas statt. Die globale Bewegung gegen den Klimawandel ist im Aufbruch und sie fordert einen radikalen Systemwandel.

Die Politik ist unfähig, die nötigen Maßnahmen zu setzen, um den Klimawandel zu stoppen. Es braucht eine breite Bewegung, die den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen von unten erkämpft. Das Pariser Klimaabkommen liefert keine Lösungen, sondern wälzt die Verantwortung auf die zukünftigen Generationen ab. Doch Industrie und Politik wissen insgeheim, dass die Energiewende schlussendlich unumgänglich ist.

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Vattenfall versucht, sich aus der Verantwortung zu ziehen und den Tagebau an einen Investor zu verkaufen. Doch um den Tagebau loszuwerden, müsste der Konzern Millionen blechen. Das sind Rückzugsgefechte einer Industrie, die ihr Ende kommen sieht. Aktionen wie „Ende Gelände“ motivieren Menschen weltweit, gemeinsam für einen Systemwandel zu kämpfen, und machen Widerstand sichtbar.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.