Rosa Luxemburg

„Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht.“ Unter diesem Motto kämpfte Rosa Luxemburg unermüdlich für ein Ende der Ausbeutung von Arbeiter_innen und für den Umsturz des Kapitalismus. Sie war eine aufrechte Sozialistin und Marxistin und schuf mit ihren zahlreichen Werken echte Meilensteine der marxistischen Theorie.
2. März 2016 |

Rosa Luxemburg wurde am 5. März 1871 in Zamość in Polen als das jüngste von fünf Kindern geboren. Mit 16 Jahren interessierte sie sich bereits für Politik und trat der Organisation Proletariat bei. Da 1889 die Polizei auf sie aufmerksam wurde, musste Luxemburg noch im selben Jahr das Land verlassen und reiste nach Zürich, das damalige Zentrum der russischen und polnischen Emigration.

Sie studierte Volkswirtschaftslehre, Mathematik und Naturwissenschaften und beschäftigte sich nebenbei ausgiebig mit der marxistischen Theorie. Mit großem Eifer engagierte sie sich in der dortigen Arbeiter_innenbewegung und schrieb für die Parteizeitung Sprawa Robotnicza („Sache der Arbeiter“).

Blutige Rosa

Luxemburg wurde zur führenden Theoretikerin der polnischen Sozialdemokratie. 1893 repräsentierte Luxemburg ihre Partei auf dem Kongress der Sozialistischen Internationalen. Die 22-jährige Luxemburg hatte Mumm in den Knochen und widersprach den „alten Herren“ der Polnischen Sozialistischen Partei (PPS), die für die Unabhängigkeit Polens eintraten. Jedoch unterschätzte sie die Kraft von nationalen Unabhängigkeitsbewegungen, das System zu schwächen.

Rosas Beharrlichkeit und ihr Enthusiasmus wurden seitdem ihr Markenzeichen und sie bekam den Spitznamen „Blutige Rosa“. Wenn sie sich eine Meinung hart erarbeitet hatte, verteidigte sie diese auch vor prestigeträchtigen Autoritäten.

Reform oder Revolution

Nachdem Luxemburg ihr Doktorat 1898 gemacht hatte, übersiedelte sie nach Berlin, in die Metropole der deutschen Arbeiter_innenbewegung und trat der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. Während sie dort für das marxistische Magazin Neue Zeit schrieb, wurde die Strömung des „Revisionismus“ prominent. Sie behauptete, Kapitalismus könne man durch Reformen zähmen und in ein gerechtes System verwandeln.

„Die Revolution ist großartig, alles andere ist Quark.“

(Rosa Luxemburg)

Luxemburg empfand den Kampf um Reformen als wesentlich für das Erstarken der Arbeiter_innenbewegung. Reformen sollten nicht das Endziel sein, aber der Kampf dafür ein Mittel für die Arbeiter_innen sich im Kampf zu erproben und Klassenbewusstsein zu entwickeln. Sie wurde für ihren Ausspruch „Die Revolution ist großartig, alles andere ist Quark“ berühmt. In dem bedeutenden Werk Reform oder Revolution, das zugleich eine Antwort auf den Revisionismus eines Eduard Bernsteins war, betonte sie die Notwendigkeit der Revolution, um die herrschende Klasse zu stürzen.

Partei und Bewegung

Als 1905 die erste russische Revolution ausbricht fährt Luxemburg nach Ostpolen und studiert die Ereignisse. In ihrem Werk „Massenstreik, Partei und Gewerkschaften“ zeichnete sie ihre Erfahrungen auf und beschrieb, wie niemand vor ihr, die Wirkung einer Massenbewegung auf das Bewusstsein der Arbeiter_innen. Sie war überzeugt von der Fähigkeit der Arbeiter_innenklasse sich selbst zu befreien. Sie ging davon aus, dass die Arbeiter_innen im Schwung einer Revolution, quasi spontan, die Bürokratie von Gewerkschaften und SPD überwinden könnten.

Das war der wichtigste Unterschied zu Lenins Strategie. Lenin hat eine stramm revolutionäre Partei aufgebaut, während Luxemburg in der Massenpartei SPD blieb. Sie war deshalb nicht der „Anti-Lenin“, zu der sie stilisiert wurde. Luxemburg erkannte spätestens in der Hitze der Deutschen Revolution 1918, wie wichtig eine Partei aus gut geschulten Revolutionär_innen für den Erfolg einer Revolution ist.

Anti-Imperialismus

Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs schrieb sie ihr wichtigstes Werk „Die Akkumulation des Kapitals; ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus“, das nach Marx‘ Kapital ein zentrales Werk in der marxistischen Wirtschaftstheorie darstellt. Währenddessen distanzierte sich Luxemburg von der SPD und brach schließlich mit ihr, als die SPD für die Kriegskredite stimmte.

Der Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht

Der Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht

Gemeinsam mit Karl Liebknecht und ihrer langjährigen Freundin Clara Zetkin rief sie den Spartakusbund ins Leben. Ihre vehemente Arbeit für die Revolution sollte ihr zum Verhängnis werden: Die sozialdemokratische Regierung ließ tausende von revolutionäre Arbeiter_innen umbringen. Am 15. Jänner 1919 wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ermordet. Ihrem Tod sah sie furchtlos entgegen, nähte an ihrem Rocksaum und las in Goethes Faust.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.