Solidarität mit Hungerstreik in Tiroler „Rückkehrzentrum“

Seit Anfang Juni protestieren Asylwerber_innen in einem Tiroler „Rückkehrzentrum“ mit einem Hungerstreik gegen Abschiebung und die unmenschlichen Bedingungen ihrer Unterbringung.
1. Juli 2019 |

Im Flüchtlingsheim Bürglkopf bei Fieberbrunn im Tiroler Bezirk Kitzbühel sind 17 Asylwerber_innen seit Montag, 3. Juni im Hungerstreik. Sie protestieren damit gegen die „untragbaren Zustände“ in der Einrichtung und fordern eine erneute Prüfung ihrer Asylanträge.

2017 wurde das ehemalige Flüchtlingsheim in ein „Rückkehrzentrum“ umfunktioniert, das heißt, dort werden Menschen mit negativen Asylbescheiden untergebracht und solange drangsaliert, bis sie freiwillig gehen. Wenn sie das nicht tun, werden sie zwangsweise abgeschoben. Derzeit leben ca. 40 Menschen dort, darunter auch Familien mit Kindern. Viele leiden unter schweren psychischen Problemen.

Das Gebäude, ein heruntergekommener ehemaliger Berggasthof, liegt auf 1.400 Metern Seehöhe und ist vier Kilometer vom Tal entfernt. Die Tiroler Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) forderte die sofortige Schließung der Unterkunft: „Die Einrichtung am Bürglkopf ist abgelegen, isoliert und besonders für Kinder absolut ungeeignet“. Die betroffenen Flüchtlinge berichteten, dass niemand der Verantwortlichen den Streik ernst nahm, auch medizinische Versorgung erreichte sie erst nach mehreren Tagen.

Wie Gefängnis

Schon mehrmals kam es zu Angriffen auf das Quartier. 2015 randalierten dort etwa vier österreichische Jugendliche bewaffnet mit Feuerwerkskörpern, Baseballschläger und Softgun. Außerdem riefen sie ausländerfeindliche Parolen. Auch damals wurde bereits die Schließung der vollkommen abgeschnittenen Unterkunft gefordert.

In einem Interview fasste ein Flüchtling schon 2014 die Situation zusammen: „Wir haben kein Geschäft, kein Fernsehen und kein Internet. Wir haben keine Freiheit, wir fühlen uns wie im Gefängnis.“

Betreuung mit Profit

Die Einrichtung untersteht direkt dem bis vor kurzem von FPÖ-Kickl geführten Innenministerium. Für die Betreuung beauftragt ist die Schweizer Firma ORS Service GmbH, laut Selbstbeschreibung auf der Homepage „ein wirtschaftlich orientiertes Unternehmen“, das sich auf „die Betreuung und Unterbringung von Asylwerbern spezialisiert hat“.

So werden also Menschen mit traumatischen Fluchterfahrungen behandelt – nach einem auf Profit ausgerichteten Geschäftsmodell. Weiter heißt es: „Deshalb bieten wir bestimmte Tätigkeitsfelder wie z.B. die Rechtsberatung der Asylsuchenden nicht an, um Interessenskonflikte mit unserem Auftraggeber, der Republik Österreich, von Anfang an auszuschließen.“ Von besonderem Zynismus zeugt die Aussage, man lege Wert auf das „Selbstbestimmungsrecht“ der Bewohner_innen, während man diese einsperrt. Deshalb sind diese Einrichtungen sofort zu schließen, volle Solidarität mit den Streikenden!