Strache-Fans fordern „Entlausung“ und rufen zum Mord an Linken auf
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache beflügelt nach der Wahl die Gewaltfantasien gegen linke Aktivist_innen, politische Gegner_innen und Muslime auf Facebook. Er teilte unser Mobilisierungsvideo für die F*CK Strache-Demo auf seiner offiziellen Facebook-Seite (und leicht verändert auf seinem privaten Profil) mit den Worten: „Und die links-linke hasszerfressene Hetze gegen meine Person und die FPÖ wurde auch im vergangenen Wahlkampf wieder gelebt. Diese Antidemokraten sollten sich schämen.“
Konzentrationslager wieder aufsperren
Elias D. kommentierte unter dem Video: „Ihr gehört in erster Linie einmal ordentlich entlaust“ und Helmut S. sagte „Ihr gehört alle geduscht. Dann könnt ihr [F*CK Strache] sagen, aber das letzte Mal“. Unter dem Vorwand der „Entlausung“ und „Duschen“ schickten die Nazis Jüdinnen und Juden in die Gaskammern der Konzentrations- und Vernichtungslager. Johann U. (auf Facebook mit FPÖ-Burschenschafter Elmar Podgorschek befreundet) kommentierte direkt auf Straches Profil: „Für diese Idioten müsste man in Oberösterreich wieder etwas aufsperren.“
Christian L. forderte, unsere Aktivist_innen in der Simmeringer Verbrennungsanlage zu verheizen: „Ab nach Pfaffenau mit dem Gesindel.“ Gebhard A. sehnt sich offensichtlich nach der guten alten Zeit, schrieb aber etwas vorsichter: „Dieses Gesindel müsste man in die 1940er-Jahre zurückversetzen.“ Steven N. ist weitaus offener: „Ich wäre froh, wenn es endlich einmal einen Bürgerkrieg geben würde, dann könnte man diese Linksradikalen einfach beseitigen.“
Mordaufrufe
Karl M. aus Perschling drohte Aktivist_innen offen mit Mord: „Beim nächsten Mal vor der Uni würde ich aufpassen, nicht dass einer von euch Sautrottel einen Schraubenzieher im unnötigen Hirn stecken hat. Ich habe euch schon mehrmals gesehen, aber jetzt reicht es mir, Schraubenzieher und… Sie sind immer griffbereit, also Augen offen halten.“ Rudolf H. schrieb: „Nur ein hinnicher (kaputter, Anm.) Zeck ist ein guter Zeck.“
Gregor M. forderte: „Das ganze Pack abschieben, verbrennen, aufhängen, erschießen und was uns sonst noch so einfallen würde.“ Roland K. rief dazu auf, antifaschistische Demos anzugreifen: „Okay, an alle mit Waffen, ihr wisst jetzt wann und um welche Uhrzeit ihr da sein müsst, mit Waffen natürlich.“ Günter S. aus Wiener Neustadt schickte uns per Privatnachricht ein Bild mit Schusswaffen und den Worten: „Wir sehen uns, das wird Probleme geben.“
Gewaltfantasien
Markus G. kündigte an: „Lange wird’s nicht mehr dauern, bis massiv gegen euch vorgegangen wird.“ Filip M. forderte: „Wenn die FPÖ das Innenministerium bekommt, hoffe ich, dass sie euch alle ins Gefängnis sperren.“ Ron M. sagte, wir wären „miese Zecken, die bekämpft und weggesperrt gehören“. Albert P. will „das Dreckspack einsperren“, Karlheinz W. will uns „bestrafen und einsperren“ und Vanessa R. versteht nicht, warum wir „noch nicht eingesperrt“ sind.
https://www.facebook.com/LinkswendeJetzt/videos/10156620609527316
Manuel J. wünschte uns „Morde und Vergewaltigungen“ und Daniel O. will, dass wir „von Kanacken räudig missbraucht“ werden, Thomas L. forderte, auf uns „einzuprügeln“, Patrick M. sagte: „Ihr gehört ausgerottet wie Ungeziefer.“ Bernd F. forderte eine „gescheite Abreibung“ und postet eine Faust dazu. Yvonne M. stachelt die User weiter an: „Im Normalfall gehört euch auf der Straße so richtig aufs Maul gehaut.“ Mario V. will dem „menschlichen Abschaum in die Fresse hauen“.
Holocaustrelativierung
Strache-Fans relativierten in den Kommentaren den Holocaust und den Nationalsozialismus. Die „wahren Faschisten“ wären die Linken oder „Linksfaschisten“ ist oft zu lesen. Gustl L. verglich antifaschistische Kampagnen mit der Ausrottung der Juden: „So fing das mit den Juden auch an“ Er wiederholte damit nur Strache, der sich und seine Burschenschafterkameraden bei den Protesten gegen den WKR-Ball mit den jüdischen Opfern der Reichspogromnacht verglich.
Im Video erklärte Linkswende jetzt-Aktivistin Olga, dass sie die frauenfeindliche Politik der FPÖ an das Mutterkreuz der Nazis erinnert. Dass die FPÖ-Familienpolitik direkt an die Nazis anschließt, erklärt auch Buchautor Hans-Henning Scharsach ausführlich in seinem Buch Stille Machtergreifung – Hofer, Strache und die Burschenschaften. Strache-Fans verteidigen die NS-Familienpolitik. Christian K. kommentiert unter dem Video: „Das Mutterkreuz war alles andere als frauenfeindlich.“ Marcus M. fragt: „Was war so schlecht am Mutterkreuz?“
„Unwertes Leben“
Im Nazi-Jargon schrieb Andy, wir wären ein „Krebsgeschwür“, eine „Seuche, deren Ausbreitung mit allen Mitteln verhindert werden muss!“ Alois S. schloss sich an und meinte, hier gehöre „dringend ausgemistet“. Durchgehend werden unsere Aktivist_innen als „Kampflesben“, „Neger“, „Musel“, „Mannsweiber“, „Tunten“, „Abschaum“, „Gesindel“, „Homos“, „Kakerlaken“, „Moslems“, „linke Bazillen“, „linke Fotzen“, „linke Ratten“, „Schwuchteln“, „Schädlinge“, „Ungeziefer“ und „Parasiten“ bezeichnet. David D. nennt uns im Nazi-Jargon als „Untermenschen“. Robert W. schließt ab mit „Sieg heil!“
Die Kommentare erinnern an die Propaganda und „Rassenhygiene“ der Nazis. Die deutsche „Volksgemeinschaft“ und die „arische Herrenrasse“ sollte von allem „Schwachen“, „Fremdrassigen“ und nicht „Erbgesundem“ gesäubert werden. Strache will offenbar seine frisch gewonnen Wähler_innen näher an die Partei binden und radikalisieren.
Strache hetzt und Anhänger handeln
Die rechte Arbeitsteilung ist bekannt: Die einen hetzen, die anderen handeln. Bereits in der Wahlnacht wurde Puls 4-Reporter Arman Behpournia auf der FPÖ-Wahlparty von einem Strache-Anhänger ins Gesicht geschlagen, weil er ein „Moslem“ und „Verräter“ sei. Am Montag folgte ein tätlicher Angriff einer FPÖ-Anhängerin auf eine Aktivistin von Linkswende jetzt direkt vor der Universität Wien bei einem Infostand. Schon vor der Wahl verzeichnete die Dokustelle Islamfeindlichkeit & antimuslimischer Rassismus nach dem Inkrafttreten des „Burkaverbots“ einen Anstieg rassistischer Übergriffe auf Musliminnen.
Wir lassen uns von Strache und seinen Anhängern nicht einschüchtern. Die Kommentare beweisen eines: Der Kampf gegen die Verharmlosung und Normalisierung von Rechtsextremismus muss jetzt erst recht umso konsequenter geführt werden. Wir finden uns nicht damit ab, dass die SPÖ-Spitze gerade in so einer Zeit auch noch Gespräche mit der FPÖ führen will. Wir rufen alle Antifaschist_innen dazu auf, sich zu organisieren und an den nächsten Protesten gegen eine FPÖ-Regierungsbeteiligung teilzunehmen.