„Wer bildet sich ein Frauen zu sagen, was sie tun sollen?“
Unsere angeblich so freie westliche Gesellschaft fordert also das Verbot von Kopftüchern. Den muslimisch geprägten Ländern wird ständig vorgeworfen, undemokratisch und fanatisch zu sein, die Religionsfreiheit, freie Meinungsäußerung und Frauen zu unterdrücken. Rückständig zu sein.
Aber für mich hat ein Verbot eben genau diese Aussage, es zeichnet unsere Politik und Gesellschaft als rückständig und frauenfeindlich aus! Muslimische Frauen zu zwingen, sich dem zu unterwerfen, ist ein großer Schritt zurück in der Geschichte eines sogenannten Rechts- und Sozialstaats. Es ist ganz einfach Diskriminierung! Diskriminierung sowohl von Frauen als auch der muslimischen Religionsgemeinschaft.
Wie kann es sein, dass diese Forderung auf Gehör trifft? Für mich ist es empörend, dass man in Österreich solche sexistischen Ansichten öffentlich vertreten kann. Frauen mussten sich jahrhundertelang ihre Rechte erkämpfen, und es muss weitergehen. Wir haben noch lange nicht die Gleichberechtigung erreicht, auf die wir alle ein Recht haben. Ein Verbot wäre ein riesiger Rückschlag, eine Verhöhnung aller Frauen, die für ihre Gleichstellung in der Gesellschaft einstehen.
Wo die Regierung unsere Werte in Gefahr sieht und zum Beispiel bei Kopftuch tragenden Lehrerinnen auf deren Vorbildfunktion (die anscheinend durch das Kopftuch zunichte gemacht wird?!) hinweist, sage ich: es ist doch toll, wenn Kinder von klein auf lernen, dass es verschiedene Menschen mit verschiedenen Religionen gibt, dass diese miteinander auskommen und wir dadurch auch viel voneinander lernen können! Im Moment wird genau das Gegenteil demonstriert.
Wer gibt irgendjemandem das Recht, diesen Frauen zu sagen, was sie tun oder nicht tun sollen? Was also zeichnet diese Werte aus, dass sie von einer gläubigen Frau derart gefährdet sein sollen? Die Regierung sollte wirklich einmal gründlich darüber nachdenken, wie sie ihren Staat führen und vertreten will, ob sie wirklich Mitglieder ihrer Bevölkerung entmündigen und unterdrücken will. Denn ich finde, genau das passiert momentan.
Katharina Anetzberger (22 Jahre)
studiert Vergleichende Literaturwissenschaft