Leserbrief eines MAN-Arbeiters
In den Medien feierten sich alle Akteure als Gewinner. Die MAN musste keinen Standort schließen und so Vertragsbruch begehen, der Investor erhält ein Werk und Mannschaft auf Weltklasse Niveau mit einer saftigen Abfindung obendrauf, die Politik feiert sich das weniger Arbeitsplätze verloren gehen. Die einzigen großen Verlierer in diese Causa, sind die Arbeiter und Angestellten aus Steyr. Wir müssen uns fügen, ob es der 20% Bruttolohn Verlust ist, die weitere Ungewissheit wie es mit einem weitergeht und viele andere Verschlechterungen.
Die Belegschaftsvertretung und die Geschäftsführung sind bemüht eine Aufbruchstimmung zu erzeugen, doch so recht will dieser Funke nicht übergehen auf die Mannschaft. Viele junge und gut ausgebildete Kollegen verlassen auf Eigeninitiative schon jetzt das Werk, außerhalb erwartet sie bessere Konditionen im Austausch für ihre Arbeitsleistung, als sie der neue Eigentümer anbietet. Es sind genau diese Fachkräfte, die für die kommenden Aufgaben gebraucht werden. Man könnte meinen sie verlassen „das sinkende Schiff“.
Doch so ganz zutreffend ist es nicht, eher befindet sich Steyr in einer Schieflage und es erfordert eine gemeinsame Kraftanstrengung es wieder aufzurichten. Die Möglichkeiten sind da, die neue Führung verfügt über Know-how und den Ehrgeiz Steyr wieder in seinem alten Glanz erstrahlen zu lassen. Ich bin überzeugt das viele Kollegen auch bereit wären, den neuen Weg mit Enthusiasmus und Motivation mitzugehen.
Was es dazu braucht ist Vertrauen, doch dieses Vertrauen hat man leichtfertig verspielt. Wie soll man jemandem vertrauen, der öffentlich kundtut „nicht ohne die Mannschaft“ und später dann trotzdem die Interessen der Beschäftigten ignoriert. Das ist das große Dilemma, mit dem ich und viele Kollegen zu kämpfen haben. Können wir uns auf „Hr. Wolf“ verlassen, dass er nicht in einigen Jahren wieder die Daumenschrauben bei Lohn und Rahmenbedingungen anlegt?
Ein zutiefst verunsicherter Arbeiter aus Steyr