„Identitären“-Kapitän arbeitete für die FPÖ im Parlament
Es hätte eine spektakuläre „patriotische“ Aktion werden sollen. Jetzt endet das Projekt „Defend Europe“ der „identitären“ Neonazis in einem völligen Fiasko. Ihr gechartertes Schiff „C-Star“ sitzt am Hafen von Famagusta (Nordzypern) fest. Ihr Kapitän, Alexander Schleyer, ist in Untersuchungshaft wegen des Verdachts auf Dokumentenfälschung und „Schlepperei“, berichtet die deutsche Tageszeitung taz. Die tamilische Crew hat um Asyl in Zypern angesucht.
Brisant ist: Kapitän Schleyer war bis Ende März Büromitarbeiter des FPÖ-Parlamentariers Christian Höbart. Bekannt wurde Schleyer in Österreich durch seine widerlichen rassistischen Postings. Auf Facebook hetzte Schleyer gegen „ungezogene Kanackenkinder“ und ihre „primitiven Eselfickerkulturen“. Homosexuelle Flüchtlinge bezeichnete er in NS-Diktion als „Zersetzer“ . Er postete Bilder seiner Handfeuerwaffe (Glock) mit den Worten „Das nächste Mal schreiten wir ein, meine Glock und ich“.
Enge Verbindungen mit FPÖ
Schleyer ist Mitglied der deutschnationalen Studentenverbindung „Corps Hansea Wien“. Der rechte Recke veröffentlichte Fotos von sich mit frischem Schmiss nach einer blutigen Mensur. Dabei versuchen zwei Duellanten, sich mit Säbeln gegenseitig das Gesicht aufzuschlitzen und so zu beweisen, zu welchen Schandtaten sie bereit sind, sollte es die Ehre von ihnen verlangen. Schleyer schrieb, er wolle dafür kämpfen, dass „der krankhafte Geist der Moderne einer menschlichen, völkerfreundlichen und glanzvollen Zeit weichen möge“.
Schleyer ist gern gesehener Gast bei öffentlichen FPÖ-Ständen, besonders, wenn Linke gegen die FPÖ auftreten. 2015 kam er einem „Bürgerstand“ der FPÖ am Elterleinplatz in Wien zu Hilfe (nur unweit der Bude seines „Corps Hansea“), als Aktivist_innen von Neue Linkswende eine Aktion „Brauner Sack“ gegen die Freiheitlichen organisierten (damals war die FPÖ übrigens so empört, dass sie ihren Stand frühzeitig abbrach).
Burschenschafter-Partei
Dass Leute wie Schleyer bei der FPÖ landen, ist kein Zufall. Gleich und gleich gesellt sich gern. Sein früherer Arbeitergeber im Parlament, Christian Höbart, verhöhnte verzweifelte Flüchtlinge beim Versuch über das Mittelmeer nach Europa zu kommen und postete dazu auf Facebook den Text des Volksliedes „Eine Seefahrt, die ist lustig“. Asylwerber_innen bezeichnete er als „Erd- und Höhlenmenschen“, damals stellte sich die FPÖ-Führung demonstrativ hinter Höbart.
Höbart ist selbst Burschenschafter in der pennalen Verbindung „Tauriska zu Baden“. Fast jeder zweite Abgeordnete der FPÖ im Parlament ist Mitglied einer antidemokratischen Burschenschaft, deren deutschnationale Tradition in den Holocaust führte. Die Parteispitze und sieben der neun Landesvorstände sind in „deutscher Hand“. Die demokratischen Abgeordneten im Parlament können nicht sagen, sie wüssten von nichts.
Und auch die engen Verbindungen zwischen den gewaltbereiten „identitären“ Sturmtruppen und der FPÖ sind längst aufgedeckt. „In fast allen Bundesländern gibt es mittlerweile FPÖ-Funktionäre und Mandatare, die ganz offen zu den Identitären stehen“, dokumentierte der grüne Abgeordnete Karl Öllinger. Von Strache persönlich gibt es Fotos, die ihn bei Speis und Trank mit „Identitären“ zeigen. Die Burschenschafter Schleyer und Höbart sind keine Ausnahmen, sondern die Regel in der Führungsspitze der FPÖ.
Update: Seit letztem Freitag, den 28. Juli, hat das Schiff C-Star der „Identitären Bewegung“ wieder Fahrt aufgenommen. Dies berichtete Rasih Resat, der Chefredakteur der nordzypriotischen Zeitung "Kibris Postasi", gegenüber der ARD.