Causa Peter Pilz: Doch kein progressiver Oppositioneller

Nachdem in den Medien über die Vorwürfe zweier Frauen berichtet wurde, Peter Pilz habe sie sexuell belästigt, gehen die Wogen hoch: Viele (einschließlich Pilz selbst) sehen einen „politisch motivierten Anschlag“ oder sprechen von „konstruierten“ Vorwürfen.
20. November 2017 |

Twitter-Meldungen wie „Das war die letzte Mörsergranate aus dem Grab der Grünen auf ihren besten Mann“ oder „Einstweilen teilen sich Basti und Bumsti weitgehend ungestört das Land auf. Weil eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird.“ lenken vom Kern der Sache ab: dem Vorwurf der mehrfachen sexuellen Belästigung.

Und schlimmer noch: Ihn als progressive Opposition zur reaktionären Welle zu verteidigen, als den „Julian Assange Österreichs“ darzustellen und über sexuelle Belästigung angesichts eines „höheren Ziels“ hinwegzusehen, ist mehr als perfide und schlichtweg eine Verharmlosung von Sexismus!

Es wird über das „Unrecht“, das Peter Pilz angeblich widerfahre, debattiert, eine Täter-Opfer-Umkehr geschaffen und die Vorwürfe keineswegs geklärt. Über das Unrecht, das den Frauen widerfahren sein könnte, wird nicht mehr gesprochen. Im Gegenteil: Die Frauen werden entweder mit Verweis auf einen Arbeitskonflikt als böswillige Lügnerinnen dargestellt oder zu instrumentalisierten Opfern seiner politischen Gegner (weil einer der Zeugen für die SPÖ kandidierte).

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 Dabei war Verschwiegenheit der ausdrückliche Wunsch der Frau selbst, als sie sich an die Gleichbehandlungsanwaltschaft wandte. Nun einen Shitstorm auf sie abzulassen ist nicht nur zynisch, sondern trägt auch nicht zur Klärung der Vorwürfe bei.

In der Frage, wie die Unterlagen an die Öffentlichkeit gelangten, liegt wohl die einzige Mini-Übereinstimmung mit Peter Pilz. Aber nicht aus Gründen der Unschuldsvermutung (es lastet ihm ja kein Verfahren an, da der Frau dann eine Verleumdungsklage durch Pilz gedroht hätte), sondern aus Gründen des Opferschutzes.

Progressive Opposition?

Als wäre das alles nicht an Widerlichkeit zu überbieten, ist in seinem Tagebuch, das er wegen der Causa seit Ende 2015 führt, zu lesen: „Aber ich bin ja kein marokkanischer Sylvesterfeierer in Köln, sondern ein österreichischer Abgeordneter“. Von Sexismus – oder „politisch nicht korrekt“, wie Pilz es in der Pressekonferenz nannte – wird mit (islamfeindlichem) Rassismus abgelenkt! Soll so jemand der progressive Gegenpol zu Kurz und Strache sein? Wirklich nicht…