Antifa demonstriert Stärke: Identitäre am Kahlenberg aufgehalten
Es sollte nach der verpatzten Mittelmeeraktion ein spektakuläres Comeback werden. Die Neonazis der „Identitären Bewegung“ wollten am 9. September der „Befreiung Wiens“ von den Türken gedenken und mit Fackeln medienwirksam am Kahlenberg bei Wien aufmarschieren. Gekommen sind allerdings nur rund 100 Rechtsextreme. Wie die Aufdeckerplattform Rechtsdrall dokumentierte, waren die FPÖ-Bezirksrätin Katharina Walter und Mihaly K. von der neonazistischen Gruppierung Unsterblich Wien mit von der Partie. Auf der anderen Seite blockierten 200 bis 250 Antifaschist_innen erfolgreich ihre Route.
Schon im Vorfeld wurde das Unternehmen zum Spießrutenlauf. Das Café & Schloss Cobenzl kündigte an, den Erlös für jeden gekauften „Kleinen Braunen“ Kaffee an das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) zu spenden. Nach öffentlichen Protesten warf auch das Restaurant Waldgrill Cobenzl, in dem die „Identitären“ nach ihrem Marsch feiern wollten, die Rechtsextremen hinaus. Am Tag selbst mussten die „Identitären“ ihre Anhänger auffordern, einen weiten Umweg über Klosterneuburg zu nehmen, da alle Zufahrtswege über Wien blockiert waren.
Rechtsextreme demoralisiert
Von der Josefskirche am Kahlenberg wollten die „Identitären“ über die Höhenstraße zum Cobenzl marschieren, aber diese Route schnitten ihnen die Antifaschist_innen ab. Der Kurier titelte „Identitäre mussten Demo umleiten“, oe24 schrieb „Antifa blockiert Kahlenberg“. Ein paar Gegendemonstrant_innen hatten es direkt zur Kundgebung der „Identitären“ geschafft. Als diese verkündeten, dass ein Bus mit Rechtsextremen aus der Steiermark Verspätung hatte, folgte „schadenfrohes Gejohle offensichtlicher Gegner“, berichtete der Kurier. Die Rechtsextremen mussten schließlich in die Gegenrichtung flüchten und trabten mucksmäuschenstill und deprimiert auf den Leopoldsberg.
Die Polizei betrieb wieder einen irren Aufwand, um die Rechtsextremen zu schützen. 450 Polizisten samt Hubschrauber und Hundestaffel, und hunderte Meter lange Tretgitter sollten den Neonazis die ungestörte Verbreitung ihrer Hasspropaganda ermöglichen. Die Gegendemonstrant_innen riefen immer wieder „Wiener Polizisten schützen die Faschisten“ und „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“. Die Autorin Stefanie Sprengnagel, die vor Ort war, berichtete auf ihrer Facebook-Seite, wie sie von den Polizisten und Identitären im Doppelpack bedrängt und eingeschüchtert wurde.
Vereint gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ
Aufgerufen zum Protest hatte die autonome antifa [w], die die erfolgreichen Proteste treffend zusammengefasst hat: „Alle Lokale am Berg werfen die Faschos raus, Anreise verzögert durch Blockaden, geplante Demoroute blockiert und ins Nirgendwo geleitet.“ Besonders erfreulich ist, dass sich ein breites Spektrum der Wiener Linken an den Protesten beteiligt hatte. Diese Zusammenarbeit wird nötig sein, um dem drohenden Rechtsruck bei den kommenden Wahlen am 15. Oktober etwas entgegenzusetzen.
Die autonome antifa [w] bereitet bereits die nächsten Proteste im Falle einer Regierungsbeteiligung der FPÖ vor, und ruft zur Demonstration unter dem Motto „Gegen die Normalisierung des Rechtsextremismus!“ am Tag der Angelobung (Tag X) auf. Bereits am 13. Oktober, zwei Tage vor der Wahl, planen Aktivist_innen eine F*CK Strache-Demo und am 7. Oktober organisieren die Plattform für eine menschliche Asylpolitik und die Offensive gegen Rechts die Demonstration „Unsere Antwort Solidarität: Gegen Rassismus, Sexismus und Sozialabbau“.