Chile: Feministische Besetzungen gegen sexualisierte Gewalt
Auf den Universitäten Chiles ist sexualisierte Gewalt allgegenwärtig. 85% der chilenischen Studentinnen haben Erfahrungen mit sexueller Belästigung. Die Täter sind sowohl Mitstudierende als auch Professoren, die ihre Machtposition ausnützen. Alleine im Jahr 2017 wurden in Chile 43 Frauen von ihrem Partner im Zuge häuslicher Gewalt ermordet.
Die Universitätsleitung wurde von der Besetzung komplett überrumpelt. Sie versuchte die Lage zu beruhigen, indem sie Carmona fristlos kündigte. Daraufhin veröffentlichten die Besetzerinnen einen Brief, in dem sie den Sexismus in der chilenischen Gesellschaft grundsätzlich anprangern: „Die Gewalt ist ein strukturelles Phänomen. Wir müssen nicht nur den Markt aus unserer Bildung verbannen, sondern auch die patriarchalen Strukturen.“
Eskalation
Dieser Brief führte zu einer vorbildlichen Eskalation der Bewegung. Mitte April gingen in der Hauptstadt Santiago 150.000 Frauen und Männer gegen den alltäglichen Sexismus auf die Straße. Auch in den kleineren Städten kam es zu Massenkundgebungen. Die Studierenden haben die Bevölkerung hinter sich. Laut einer aktuellen Umfrage fordern 90% der chilenischen Frauen die Regierung auf, härtere Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Schüler_innen beteiligten sich an den Massendemonstrationen und organisierten Protestkundgebungen an ihren Schulen.
https://www.youtube.com/watch?v=vTi1kdgjWC4&feature=youtu.be
Mitte Mai gibt es 15 „Tomas feministas“ (feministische Besetzungen) an Universitäten. Die Universidad de Chile ist seit mehr als 50 Tagen besetzt. Versuche der Polizei gegen die Besetzungen vorzugehen, wurden zurückgeschlagen. Anstelle von Vorlesungen werden selbstorganisierte Veranstaltungen, auf denen der Sexismus angeprangert und über das weitere Vorgehen diskutiert wird, abgehalten. Zusätzlichen Schwung erhält die Bewegung durch die Erfolge der argentinischen Frauenbewegungen, am 13. Mai wurden dort die Gesetze bezüglich Schwangerschaftsabbruch gelockert.