Der Widerstand der Kärntner Partisaninnen gegen Hitler
„Alles warn die Frauen, da hat es keine Unterschiede geben, obs Mann oder Frau ist, wenn sie tüchtig war. Auch bei den Kämpfen direkt war kein Unterschied, oft haben sie ein Vorbild gezeigt, auch den Männern.“
So beschreibt die damalige Partisanin Johanna Sadolschek (Kampfname Zala) die Rolle der Frauen im Widerstand. Zala war eine arme Bäuerin, als sie die „Antifaschistische Frauenbewegung“ aufbaute. Sie schildert deren Beginn im packenden Buch „Der Himmel ist blau. Kann sein“: „Die Maria Lipuš, die Schwägerin und ich warn die ersten. Wir haben die Aufgabe gehabt, andere Frauen zu organisieren… Das ist gegangen von Frau zu Frau. Eine hat schon gewusst, die ist zu den anderen gegangen, hat erzählt, da sind die Partisanen, die wollen den Hitler vertreiben, der Hitler wird besiegt werden, und alle müssen mithelfen, ansonsten werden wir alle zugrundgehen.“
Eine Handgranate, die sie immer bei sich hatte, war für sie selbst bestimmt, falls sie den Nazis in die Hände gefallen wäre. „Wenn Krieg ist und du dauernd in Gefahr bist, da gewöhnt man sich dran. Es ist dir egal, ob du jetzt stirbst oder nit. Einige Male ist es sehr kritisch hergegangen.“ Sie erinnerte sich lebenslang an die verkohlten Leichen in den von SS-Schergen niedergebrannten Dörfern und war stolz, von Anfang an gegen den Faschismus gekämpft zu haben.
„Banditen“ und „Flintenweiber“
Die ersten Kärntner Slowenen schlossen sich 1941 der Befreiungsfront Osvobodilna Fronta (OF) an und entzogen sich so der Einberufung zur Wehrmacht. Im zweisprachigen Kärnten wuchs eine breite Widerstandsbewegung, der sich Männer, Frauen und sogar Kinder anschlossen. Voraussetzung für die Schlagkraft der Partisan_innen war die breite Unterstützung in der Bevölkerung, welche den bewaffneten Kampf erst ermöglichte.
Die meisten Frauen durften sich aus taktischen Gründen erst den Partisan_innen anschließen, wenn Verhaftung oder Absiedelung drohte; Männer schon früher, da ihnen sonst die Einberufung drohte. Die Frauen waren als Rekrutiererinnen für die Illegalen und als Versorgerinnen mit Lebensmitteln, Medizin oder Informationen überlebenswichtig. Circa zwei Millionen waren bis Kriegsende in der slowenischen antifaschistischen Frauenfront aktiv. Die eigene Zeitung der Antifaschistischen Frauenfront hieß Zena Danas (Frau heute) – war aber natürlich auf Titos kommunistischer Linie. In den bewaffneten Einheiten der Befreiungsarmee kämpften über 100.000 Frauen gegen die Nazis. Rund ein Viertel von diesen Frauen, also 25.000, fielen im Kampf und 40.000 wurden verwundet, davon blieben 3.000 invalid. Etwa 2.000 der Frauen kämpften im Offiziersrang.
Leben in der Illegalität
In der 1984 erschienenen wunderbaren Autobiografie „Jelka – Aus dem Leben einer Kärntner Partisanin“ erzählt die Kärntner Slowenin Helena Kuchar ihre Geschichte: Im Oktober 1943 war ihr Bruder bereits bei den Partisan_innen in den Bergen, Helena gebar ihr viertes Kind und ihre Schwägerin kam ins KZ Ravensbrück. Helena zog also auf den verlassenen Hof, um sich um deren Kinder und den Hof zu kümmern und arbeitete nun für die Partisan_innen. Sie bekam den Kampfnamen Jelka und versorgte die Partisan_innen mit Lebensmitteln, Kleidung und Informationen. Sie war im illegalen Ortsausschuss der Befreiungsfront OF in Lepena tätig, verteilte Flugzettel, nahm an illegalen Konferenzen teil und versorgte nachts Partisan_innen am Hof. Im befreiten jugoslawischen Gebiet lernte sie die Illegalität und die Schriften von Marx und Lenin kennen. Mit 38 Jahren besuchte sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine Schule und wurde Mitglied der kommunistischen Partei.
Wegen der Erfolge des Widerstands erklärte Heinrich Himmler im Sommer 1944 Teile von Kärnten zum „Bandenkampfgebiet“. Nun durfte dieses Gebiet, genauso wie Slowenien, nur mehr mit einer Sondergenehmigung betreten werden. Die Polizei ging äußerst brutal gegen Verdächtige vor.
Jelka wurde zu Kriegsende erwischt und von der Gestapo brutal gefoltert. Nach dem Krieg war sie sehr enttäuscht, da die slowenische Minderheit im Zuge des beginnenden „Kalten Krieges“ wieder diskriminiert wurde. Jelka kämpfte bis zu ihrem Tod 1985 energisch gegen Ungerechtigkeit. Nun liegt es an uns!