Hooligans gegen Satzbau: Käpt*in Rakete
Wer glaubt, das Thema Flüchtlingspolitik sei für Kinder zu heikel, wird von Käpt*in Rakete eines Besseren belehrt: Das liebevoll illustrierte Buch bringt die Seenotrettung ins Kinderzimmer. Geschrieben und gestaltet wurde Käpt*in Rakete vom Autor_innenkollektiv Hooligans gegen Satzbau (HoGeSatzbau), eine Gruppe von Aktivist_innen, die seit Jahren gegen Pegida, AfD und Co. anschreiben.
Das taffe Mädchen Käpt*in Rakete segelt auf ihrem Boot „Wackelzahn“ mit gehisster Piratenflagge durchs Haus – immer der Nase nach, der Duft von Pfannkuchen weist den Weg zum nächsten Halt. Doch plötzlich tobt draußen ein Sturm. Der arme Teddy droht in der überlaufenden Regenrinne zu ertrinken und dem Hund fliegt seine Hütte um die Ohren. Auch Raupe und Spinne können sich nur mit Müh und Not am Klettergerüst halten. Jetzt heißt es schnell handeln: „Kapuze auf und Stiefel an, so kämpft sie mutig sich voran. Der Bollerwagen, in der Not, wird so ganz schnell zum Rettungsboot.“ Weder der böse Kater Saltini, der ihnen den Weg versperren will, noch der drohende Hausarrest für all die Pfützen im Haus können die entschlossene Käpt*in Rakete aufhalten. „Ein Hafen muss her, um alle zu retten. Mit Wärme und Essen und kuschligen Betten.“
Bewusst ist die einfühlsam und in eingängigen Reimen geschriebene Geschichte nahe an der Realität gehalten. Das Vorbild des Buches, die Kapitänin des Rettungsschiffes Sea Watch 3, Carola Rackete, fuhr im Juni dieses Jahres trotz Verbots der italienischen Behörden in den Hafen von Lampedusa ein und brachte so 53 Menschen in Sicherheit. Vor allem der damalige Innenminister Italiens, Salvini, hatte Rackete im Visier – er wurde zum Namensgeber des boshaften Katers Saltini.
Rackete wurde und wird unterstützt von einer riesigen Solidaritätsbewegung. Sie wurde zum Symbol für all die mutigen Menschen, die sich widersetzen und dem politisch verursachten Sterben im Mittelmeer nicht einfach zusehen. Dass die Rettung von Menschenleben überhaupt in Frage gestellt wird, zeigt die Wichtigkeit dieses Kinderbuchs. „Wir wollen mit dem Buch etwas eigentlich Selbstverständliches klarstellen”, sagen die Autor_innen. „Ist jemand in Not, dann muss geholfen werden.” Deshalb geht ein Euro pro Buch an die Rettungsorganisation Sea Watch.
Was könnte man Kindern Wichtigeres mit auf den Weg geben, als den Mut, sich für etwas einzusetzen, auch wenn das bedeutet, auf Widerstand zu stoßen? Oder die Botschaft, dass Regeln nicht immer gut sind und nicht einfach blind befolgt werden sollen?
Nicht nur für die Kleinsten (Empfehlung ab 2 Jahren) ist das Buch eine wirkliche Bereicherung, auch Erwachsene werden ihre Freude an dieser etwas anderen Auseinandersetzung mit Politik haben. Denn eigentlich ist es kinderleicht: „Wenn Freunde dich in Not besuchen, dann teilen wir die Pfannekuchen.“