Hunderte demonstrieren in Wien: Seenotrettung ist kein Verbrechen!
Am bislang heißesten Tag des Jahres versammelten sich am Donnerstag, 9. August über 500 Menschen in Wien und protestierten gegen die Kriminalisierung von Flucht und Fluchthilfe in Wien und für offene Grenzen. Unter dem Slogan „Seebrücke“ formierte sich in den letzten Tagen eine Gruppe engagierter Menschen, die das Bedürfnis hatten, „sich gegen die menschenverachtende Flüchtlingspolitik Österreichs und der EU zu wehren“. Gesprochen hatten unter anderem Betroffene und Vertreter von Ärzte ohne Grenzen und der deutschen zivilen Seenotrettung Sea-Eye.
„Ich bin hier, weil ich dagegen bin, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken“, sagte Sabrina zu Linkswende jetzt. „Dass man im 21. Jahrhundert wegen so einer Selbstverständlichkeit noch auf die Straße gehen muss, ist absurd.“ Studentin Marina findet es wichtig, jetzt ihre Stimme zu erheben: „Ich möchte nicht dabei zuschauen, wie die EU massenweise Menschen im Mittelmeer absaufen lässt.“
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Lena war lange Zeit selbst in der Flüchtlingshilfe aktiv und hat viele Freunde, die nach Österreich geflohen sind. Sie findest es „eine Schande, wie die jetzige österreichische Regierung mit ihnen umgeht“. Arbeiter Markus stimmt zu, es sei die österreichische Regierung, die diese mörderische Politik anführe: „Darum bin ich auf dieser Demonstration und es bräuchte noch viel mehr Proteste.“
Mohammed hat am Protest gesprochen. Er hat miterlebt, wie viele Menschen im Mittelmeer gestorben sind. Er sagte: „Ich selbst wurde gerettet. Es gibt keine legalen Möglichkeiten nach Europa zu kommen. Die Grenzen sollten immer offen sein.“
Nächste Proteste am 13. und 15. September
Der Demozug war laut und bunt und zog vom Schwedenplatz über die Innenstadt zum Innenministerium am Minoritenplatz. Dort stimmten die Sänger_innen der Gruppe Music4HumanRights das Lied „Basti Ciao“ an, das dem berühmten Partisanenlied „Bella Ciao“ nachempfunden ist. Als Zeichen für die Seenotrettung trugen die Teilnehmenden orange Bändchen und trugen orange Kleider und T-Shirts.
Zeitgleich demonstierten Menschen in Klagenfurt. Bereits in den Wochen zuvor gingen Tausende unter dem gleichen Motto in Deutschland auf die Straßen. Die motivierende Demonstration machte deutlich, dass sich die Solidarischen von der rassistischen Offensive der EU under Bundesregierung nicht einschüchtern lassen.
Die Plattform für eine menschliche Asylpolitik kündigte die nächsten großen Proteste am 13. September gegen die EU-Flüchtlingskonferenz in Wien und am 15. September eine Demonstration für grenzüberschreitende Solidarität bei Passau an. Zwei Demozüge aus Deutschland und Österreich sollen gemeinsam symbolisch die Grenze einreißen, weitere Informationen werden in Kürze veröffentlicht.
Redaktionelle Mitarbeit von David Reisinger.