Im Visier: Andreas Bors
Vergöttert man Adolf Hitler, steigt man in der FPÖ die Karriereleiter hinauf. Andreas Bors, inzwischen stellvertretender Landesgeschäftsführer der Blauen in Niederösterreich, posierte 2006 mit Kameraden für ein Foto: stramm in Bomberjacke, die Hand gestreckt zum Hitlergruß. Nun führt Bors die FPÖ-Liste im Wahlkreis Niederösterreich-Mitte an und könnte bei der kommenden Nationalratswahl ins Parlament einziehen.
Freilich hatte Bors, als 2014 das besagte Hitlergruß-Foto den Bezirksblättern Niederösterreich zugespielt wurde, eine famose Ausrede parat: Er habe „nur Rapid-Lieder gesungen“. Es wäre „Alkohol im Spiel“ gewesen, beschwichtigte er gegenüber dem Kurier. Eine „bsoffene Geschicht“ hätte Ibiza-Strache gesagt. So weit, so unglaubwürdig. Kurzfristig musste Bors alle Parteifunktionen ruhend stellen, ausgeschlossen wurde er allerdings nicht. 2017 kramten Medien das Bild erneut aus dem Archiv und verhinderten Bors’ Einzug in den Bundesrat.
Seine Gesinnung hat Bors – entgegen seinen Beteuerungen – nie abgelegt. Anfang 2018 brüstete er sich auf Facebook mit seiner Teilnahme am „34. Kornblumenball in Wullersdorf“ – also über ein Jahr, nachdem der ehemalige Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer der Partei dieses Nazi-Symbol austreiben wollte (zwischen 1933 und 1938 diente die Kornblume in Österreich als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz).
Kurz darauf ließ sich Bors auf einem Stand der faschistischen „Identitären Bewegung“ in der Wiener Innenstadt sehen. Wie die Rechercheplattform FPÖ fails dokumentierte, führte Bors ein Gespräch mit deren Kader Luca Kerbl, der 2016 den Überfall auf eine antirassistische Vorlesung in der Klagenfurter Universität anführte.
So wie man einst ihn in der Partei hochhievte, kümmert sich Bors heute um den Aufbau neuer Kader. 2018 verteidigte er seine Tullner Parteikollegin Miriam Rydl, als diese Flüchtlinge als „Untermenschen“ diffamierte. Sie hätte das „in einer ersten Emotion geschrieben“. Die Nazis verwendeten den Begriff, um die „Herrenrasse“ von „Nichtariern“ abzuheben. Bors machte sich auch stark für die blaue EU-Kandidatin Vesna Schuster, die Arbeitslosen die Wahlberechtigung entziehen wollte und politische Gegner – in NS-Diktion – als „Kreaturen“ und „Nichtsnutze“ verunglimpfte.
Nach außen muss die FPÖ jegliche Nähe zum Nationalsozialismus leugnen. Der Umgang der FPÖ-Spitze mit Bors soll Neonazi-Aktivisten signalisieren: Unsere Distanzierungen sind rein taktischer Natur, wir stehen unmissverständlich auf eurer Seite. Wenn ihr dieses Prinzip verstanden habt, seid ihr bei uns willkommen. Wer für die FPÖ stimmt, wählt Nazis.