Jörg Maurer: Im Grab schaust du nach oben

FISCHER Scherz, 416 Seiten, 15,50€
14. August 2017 |

Im neunten Fall von Bestseller-Autor Jörg Maurer um Kommissar Hubertus Jennerwein geht es chaotisch zu. Der Ort des Geschehens, ein bayrischer Kurort im Werdenfelser Land, befindet sich in Aufruhr. Auf Schloss Elmau findet der G7-Gipfel statt und die ersten Gegendemonstranten schlagen ihre Zelte auf.

Während sich die örtliche Polizei für die erwarteten Krawalle und Festnahmen wappnet (unter anderem mit einem Verhörraum voller Müsliriegel – in Erwartung umweltbewusster Aktivisten natürlich vegan) erreicht den Kommissar die Schocknachricht: Polizeihauptmeister Johann Ostler ist überraschend einem „Schlagerl“ erlegen. In die Trauer mischt sich jedoch Misstrauen. Ist die ganze Sache wirklich mit rechten Dingen zugegangen? Oder hat da jemand nachgeholfen?

Es beginnt eine skurrile Jagd nach Hinweisen und Verdächtigen. Die Aufregung im sonst so idyllischen Ort macht sich aber nicht nur der mutmaßliche Mörder Ostlers zunutze. Die italienische Mafia will, als Touristen getarnt und mithilfe eines Hypnotiseurs, die kriminellen Machenschaften der sogenannten „Ringbrüder“ aufdecken.

Undercover

Unter die Demonstranten mischen sich eine Auftragskillerin, ein Vertreter des Verfassungsschutzes, ein Privatdetektiv und noch einige andere seltsame Gestalten. Außerdem anwesend: Ronny, unfreiwilliger Erbe des Senfimperiums „Glöckl“ und Verfechter einer gerechten aber anarchistischen Welt, der plötzlich spurlos verschwindet. Es gibt im Verlauf des Buchs einige politische Passagen, wobei man sowohl Einblick in die Motivation der Gipfel-Gegner als auch in die der Ordnungshüter bekommt. Doch das nur am Rande, die Aufklärung des Kriminalfalls steht im Vordergrund.

Der Krimi nimmt immer wieder überraschende Wendungen, als Leser_in muss man oftmals seine Vermutungen als falsch erkennen und, angeleitet vom Autor, neue Theorien aufstellen. Das erzeugt zwar Spannung, gleichzeitig wird die Handlung aber auch immer verwinkelter und abstruser. Vielleicht auch absichtlich, um die Leser in die Irre zu führen?

Ludwig Laher: Bitter

Ludwig Laher: Bitter

Trotz der einfach gehaltenen Sprache hat man deshalb teilweise Schwierigkeiten, bei den vielen Personen (sowohl den toten als auch den lebenden) und Handlungen den Überblick zu behalten. Es macht den Anschein, als hätte sich Maurer nicht recht entscheiden können, auf was sich sein Krimi nun eigentlich konzentrieren soll.

Doch darüber tröstet der Schreibstil hinweg, mit viel Wortwitz und bayrischen Ausdrücken (z.B. werden die Staatschefs als die „Großkopferten“ bezeichnet) führt Maurer seine Ermittler durch den Fall, charakterisiert auch Nebenpersonen mit liebevoller Detailgenauigkeit und schafft ein insgesamt unterhaltsames und kurzweiliges Leseerlebnis.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.