Klaus Oppitz: Landuntergang

Residenz Verlag, 336 Seiten, Hardcover, 19,90 EUR, ISBN: 9783701716586
11. April 2016 |

In Österreich ist die FPÖ an der Macht, das letzte klägliche Häufchen ­Gegendemonstrant­_­innen wird donnerstäglich per Wasserwerfer vom Heldenplatz gewaschen. Den Wasserwerfer dürfen verdiente Parteigenossen mit einer Fernbedienung direkt im Bundeskanzleramt bedienen. Muslim_innen werden verfolgt, Homosexualität ist strafbar und Gefangene nähen Markenlabels in teure Exportware.

Vor diesem Hintergrund entwickelt Klaus Oppitz, einer der Autoren von „Wir sind Kaiser“, die Geschichten seiner vier Hauptfiguren. Pascal, der ehemalige Stricher, führt nicht nur eine Widerstandsorganisation, sondern spioniert gleichzeitig für die Polizei, bis die ihn zwingt, ihr einen Genossen auszuliefern, den die Polizisten an Ort und Stelle ermorden.

In seinem früheren Leben hat er sich ausgerechnet in einen Kunden verknallt, der ein hoher Parteifunktionär inklusive Dauerbräune und Blendamed-Lächeln ist. Später findet sich Pascal als Anführer der „Waldmenschen“ im Mühlviertel wieder, die den bewaffneten Kampf aufnehmen. Emma trägt statt ihrer rechten Hand eine Gartenkralle und wird zu einer Kämpferin der Terrorgruppe „Christliche Republik“. Die naive Alvine gerät in die Fänge eines verrückten Wissenschafters, der genetisch veränderte „Haider-Hendeln“ züchtet. „Wieederdaaa“ gackern diese Tiere.

Alvines Nazi-Mutter wollte ja eigentlich viel mehr Kinder, die sie dann hätte Hildrun, Sonnhild und Mechthild nennen können. Die anderen Kinder haben den germanischen Namen Alvine aber zu „Ali“ abgekürzt und sie als „Ali Muselkind“ beschimpft. Wolf Haider ist der Vierte im Bunde, seinen seltsamen Namen hat er von seinem fanatischen Vater. Wolf landet ungewollt bei der Polizei. Seine Ausbildung besteht hauptsächlich darin, das professionelle Durchschneiden einer Kehle von hinten zu üben – eine Anspielung auf die VAPO-Wehrsportübungen, die durch Straches Beteilung bekannt wurden.

Oppitz lässt ein Trommelfeuer an skurrilen Ideen, allesamt inspiriert von den diversen Idiotien der Rechten, auf sein Publikum los.

Oppitz lässt ein Trommelfeuer an skurrilen Ideen, allesamt inspiriert von den diversen Idiotien der Rechten, auf sein Publikum los. Das Stammlokal von Wolf nennt sich P88 („P1“ war eine legendäre Disco in Wien, 88 ist der Nazi-Code für „Heil Hitler“). Der letzte verbliebene Popstar Österreichs heißt Wotan Stürmer, sein Hit: „Brenn dem Mustafa ane auf“. Wer es sich leisten kann, bezahlt einen Schlepper, um aus Österreich in die Türkei zu flüchten.

Klaus Oppitz hat eine Satire vorgelegt, die von vielen wirklich originellen Einfällen sprüht. Ein wenig schimmert im Buch die liberale Ansicht durch, dass das Schlimmste an der FPÖ ihre EU-feindliche Haltung sei. Doch auch den Grünen bleibt Oppitz‘ Spott nicht erspart. So lässt er die ehemalige Bundesobfrau sagen: „Kein TTIP ohne Fußgängerzone“. Landuntergang ist antifaschistische Unterhaltung auf hohem Niveau!

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.