Lasst reaktionäre, sexistische Fraktionen nicht in die ÖH-Führung!
Dieser Artikel ist Teil der Serie Warum wir bei den ÖH-Wahlen antreten!
Auf den ersten Blick wirken die Geschlechterverhältnisse an der Universität Wien zwar ausgeglichen – immerhin studieren deutlich mehr Frauen als Männer, mehr Frauen schließen ihr Doktorat ab und beginnen an der Universität wissenschaftlich zu arbeiten. Aber wenn man genau hinsieht, zeigt sich, dass sich dieses Verhältnis in den höheren Posten umkehrt, denn: Nur 23% der Professuren sind von Frauen besetzt. Diese Diskriminierung wird sich mit der schwarz-blauen Regierung noch verstärken. Die Koalition plant etwa die Einführung neuer Zugangsbeschränkungen. Die Arbeiterkammer warnt, dass damit vor allem Frauen von höherer Bildung ausgeschlossen werden.
Systematische Benachteiligung von Frauen an den Hochschulen: sind zu Beginn des Studiums noch 57,8 Prozent aller Studierenden Frauen, sind nur 22,6 Prozent aller Professuren von Frauen besetzt. Quelle: Universitätsbericht 2017, Wissenschaftsministerium. Grafik: Linkswende jetzt
Bei den ÖH-Wahlen treten Fraktionen an, die mit Sexismus und Frauenverachtung auf sich aufmerksam machten. So beispielsweise die ÖVP-Fraktion AG (Aktionsgemeinschaft), deren Mitglieder sich 2017 über ein besonders sexistisches und antisemitisches Meme amüsierten. Über Whatsapp teilten AG-Funktionäre ein Foto von einem Häufchen Asche mit dem Schriftzug „Leaked Anne Frank Nudes“ (die 15-jährige Anne Frank wurde 1945 im KZ ermordet) darüber. Es ist ein Skandal, dass diese Fraktion bei den letzten ÖH-Wahlen die meisten Stimmen erhielt (26%). Das muss sich schnellstens ändern!
Im Gegensatz zur AG ist der die FPÖ-Fraktion Ring Freiheitlicher Studierender (RFS) zwar eine unbedeutende Sekte (bei den letzten Wahlen 3%), doch auch diese Organisation macht regelmäßig durch offenen Sexismus von sich hören. Systematisch versucht der RFS gegen Fortschritte im Kampf um Gleichberechtigung vorzugehen, er hetzt gegen „Gender-Mainstreaming“ und bezeichnete Gendern als „ideologische Missgeburt“. Der RFS hat nichts Besseres zu tun, als sich darüber in einer Rundmail an alle Studierenden der Universität Wien zu beschweren, in der sie fordern: „Nein zum Genderwahn … wissenschaftliche Arbeiten genderfrei!“ Und dabei nennen sie das Ganze noch „Einschränkung der Wissenschaft“.
Die AG brüstet sich auch, ganz wie der RFS, gerne mit ihrem konservativen Frauenbild, in dem die Frau ausschließlich auf die Mutterrolle reduziert wird. Das schlägt bei der FPÖ um in eine generelle Verachtung von Frauen und eine Glorifizierung von Vergewaltigung. So erklärte es auch der FPÖ-Kandidat Wilfried Grießer: Damit der Mann ein Mann sein kann, müsse er die Frau zum „Ding bzw. zur ‚Ware‘ herabsetzen“, und „Mitunter lieben es Frauen … von einem ,wildgewordenen’ Penis ,überfallen’ zu werden“.
So ein Geschlechterbild hat an den Hochschulen und in der Gesellschaft nichts verloren. Darum müssen wir gemeinsam gegen sexistisches, rechtes Gedankengut an der Uni kämpfen. Denn noch waren es „nur“ Skandale, aber wenn diese rechten Fraktionen zu viele Stimmen bekommen, könnte sich das ganz schnell ändern. Wir fordern stattdessen eine radikale linke und offene Politik an der Universität, die keine sexuellen Identitäten und Orientierungen ausschließt oder auf ein bestimmtes Bild reduziert. Wir fordern: Lasst reaktionäre, sexistische Fraktionen nicht in die ÖH!
Lesetipp: Judith Orr, Katrin Schierbach, Maya Mosler, Wie frei ist die Frau (2009). Erhältlich über linkswende@linkswende.org.