London: Überwältigende 250.000 gegen Trump auf der Straße

Am Freitag, 13. Juli gingen in London über 250.000 Menschen gegen US-Präsident Donald Trump auf die Straße. Anlässlich seines Besuchs in England protestierten sie gegen ihn und seine rassistische, sexistische und islamfeindliche Politik.
23. Juli 2018 |

Die Bilder von geflüchteten Kindern, die an der Grenze der USA zu Mexiko von ihren Eltern getrennt und in Käfige gesperrt wurden, schockierten die ganze Welt und befeuerten die Wut auf US-Präsident Donald Trump. Doch sein rassistischer, sexistischer und islamfeindlicher Kurs setzt sich auch innerhalb der EU durch.

Seit Trumps Amtsantritt marschieren die europäischen Regierungen im Eiltempo nach rechts, ihre Empörung über die eingesperrten Flüchtlingskinder ist angesichts der tausenden Toten im Mittelmeer, die sie zu verantworten haben, nichts anderes als scheinheilige Heuchelei. Umso wichtiger, dass am Freitag, 13. Juli während Trumps erstem Staatsbesuch in England fantastische 250.000 Menschen in London auf die Straße gingen.

Hassfigur Trump

Auf Einladung der britischen Premierministerin Theresa May, die für ihre neoliberale Politik verhasst ist, reiste Trump für vier Tage nach Großbritannien. Dort wurde er von der Bevölkerung empfangen, wie er es verdient: mit riesigen Gegendemonstrationen! Neben den 250.000 Menschen in London protestierten auch in anderen Städten Tausende gegen den US-Präsidenten. In Glasgow waren es 10.000, in Manchester und Sheffield jeweils bis zu 4.000, in Leeds 1.500 – und noch viele mehr, verstreut über die ganze Insel.

Mit Trumpets (Trompeten) gegen Trump. Foto: Guy Smallman

 

Die Proteste richteten sich nicht nur gegen Trump selbst, sondern gegen alles, wofür er steht: Rassismus, Sexismus, Islamfeindlichkeit, Sozialabbau, Krieg, das Leugnen des Klimawandels, die Unterstützung der Repressionen gegen Palästina, … Und sie verurteilten die „Trumpisierung“, die sich mit dem allgemeinen Rechtsruck der etablierten Politik auch in Europa rasant durchsetzt.

Sayed aus London sagte zum Socialist Worker: „Es geht nicht nur um Trumps Islamfeindlichkeit, es geht auch um das, was er über Migrant_innen und Frauen sagt. Wir sind nicht nur gegen Trump selbst – sondern gegen die Politik des Trumpismus. Man kann das schon in Teilen Europas beobachten. Wir müssen gemeinsam auf die Straße gehen, zusammenhalten, so wie wir es heute tun.“

„Trumpets against Trump“

Die Stimmung bei der Demo in London war ausgelassen, alle waren überwältigt von dem enormen Andrang. Der Treffpunkt Trafalgar Square platzte schon vor offiziellem Beginn aus allen Nähten, Neuankömmlinge mussten in die umliegenden Seitenstraßen ausweichen. Ein Aktivist meinte: „Das sind hier die größten Proteste seit dem Irakkrieg!“ Die Demonstrant_innen zeigten bei der Gestaltung des Protests viel Kreativität. Einige hatten eine Spott-Wand aufgestellt, an der die Menschen ihre Nachrichten an Trump anbringen konnten. Es gab einen mobilen „Punch Trump“-Stand, an dem man seiner Empörung physischen Ausdruck verleihen konnte.

Der Demozug selbst war sehr breit und bunt. Eine Gruppe Trompetenspieler trug Schilder mit der Aufschrift „Trumpets against Trump“. Häufig waren Darstellungen des US-Präsidenten als Riesenbaby zu sehen. Es waren Schüler_innen vertreten, Gewerkschaftsmitglieder, Studierende, Arbeiter_innen und Familien. Clara reiste mit ihren beiden Töchtern an, sie trugen T-Shirts mit der Aufschrift „Strong Girls Club“ und auf ihren Schildern prangte in bunter Schrift: „We march for equalitiy and justice“ („Wir marschieren für Gleichheit und Gerechtigkeit“).

Rassisten nicht willkommen

Auch Jeremy Corbyn, Parteivorsitzender der Labour Party, nahm an der Demonstration teil und hielt eine Rede bei der Auftaktkundgebung: „Wir behaupten unser Recht zu demonstrieren und das Recht auf ein Leben in einer Welt, die nicht gespalten ist durch Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Hass. Ich möchte in einer Welt leben, in der Flüchtlinge nicht für die Kriege verantwortlich gemacht werden, vor denen sie fliehen müssen. Wenn wir uns von Fremdenhass spalten lassen, werden wir alle verlieren, aber wenn wir uns für gemeinsame Ziele zusammentun, können wir alle gewinnen!“

Foto: The Pool

 

Trumps Besuch hat das Ende einer langen Protest-Ruhephase bewirkt. Viele dachten, Demonstrationen seien nicht nötig, es reiche, auf die Wahl Corbyns zum Premierminister zu warten. Aber die riesige Menschenmenge auf den Straßen Londons zeigte Wirkung. Nicht nur, dass es für viele ermutigend war, zu sehen, dass man nicht allein ist in diesem Kampf gegen den Aufstieg von Rassisten und Faschisten. Es hat auch den Blick der Öffentlichkeit auf den Widerstand gerichtet und gleichzeitig den Aufenthalt für Trump erschwert, der ohnehin nur möglich war, weil er von der „gewöhnlichen“ Bevölkerung abgeschirmt wurde und nur von „schmierigen reichen Geschäftsmännern“ zu „schleimigen Tories“ weitergereicht wurde.

Noch einen Tag vor seiner Ankunft in Großbritannien fantasierte Trump: „Ich bin sehr beliebt bei den Briten. Ich denke, sie sind beim Thema Immigration meiner Meinung“ – diese Aussage hat sich wohl als Hirngespinst herausgestellt. Schon an Trumps erstem Abend in Großbritannien gab es Demonstrationen im ganzen Land, auf denen zu hören war: „Say it loud, say it clear – racist Trump not welcome here!“ Um den Protesten auszuweichen, musste Trump den Abend erst einmal außerhalb Londons verbringen.

Massenbewegung

Die riesigen Proteste haben gezeigt, dass der Großteil der Menschen keineswegs auf der Seite von Trump und Co. steht, sondern deren Politik zutiefst verabscheut. Sie protestierten aus den verschiedensten Gründen – schließlich greift Trump beinahe jede Gruppe der Gesellschaft an. Für viele war es die erste Demonstration, wie etwa für Ben: „Ich bin 43 und das ist mein erster Protest überhaupt. Ich fühlte, dass ich kommen muss – dass Theresa May Trump eingeladen hat, fühlte sich an wie ein persönlicher Angriff.“

Und das war erst der Anfang: Wie wir in Österreich sehen, haben Massen auf der Straße – wie bei der Demo gegen den 12-Stunden-Tag am 30. Juni – zwar eine Wirkung, aber um die Rechtsextremen dauerhaft loszuwerden, müssen wir auch eine wirkliche, linke Alternative bieten.