Solidarität in der Dusika-Halle

Wenn Arbeiter_innen rechts wählen, wird das medial breit getreten. Aber es gibt auch ganz schön viele, die Flüchtlingen helfen.
16. Oktober 2015 |

„Schlafen wird überbewertet!“ ist der Running Gag in der Ferry-Dusika-Halle. Die Einrichtung nahe der ÖGB-Zentrale in Wien-Leopoldstadt wurde zum Notquartier für Flüchtlinge umfunktioniert. Dort melde ich mich am Sonntag um 16 Uhr zur Spätschicht bis 24 Uhr. Erfahren habe ich von dieser Einrichtung durch unseren Betriebsrat. Wie in vielen gewerkschaftlichen Institutionen wurde auch bei uns ein Rundmail ausgesendet, dass freiwillige Helfer_innen gesucht werden.

ÖBBler mit Anzeigen bedroht

Wohlgemerkt: Freiwillig heißt auch für uns Angestellte gewerkschaftlicher Institutionen unbezahlt und in der Freizeit. Das betonen zu müssen ist schlimm aber notwendig. Denn obwohl eine Welle der Solidarität durch das Land geht, ist auch die andere Seite stark.

Keinesfalls wird die Gewerkschaft dulden, dass diese ArbeitnehmerInnen, von wem auch immer, unter Druck gesetzt oder gar kriminalisiert werden.

Und die ist schnell bei der Hand alle anzuschwärzen, die Flüchtlingen im Rahmen ihrer Arbeit oder in ihrer Freizeit helfen. So wurden etwa Angestellten der ÖBB Anzeigen angedroht, wenn sie in den Sonderzügen für die Flüchtlinge keine Fahrkartenkontrollen durchführen. Der ÖGB stellte in einer Aussendung klar: „Keinesfalls wird die Gewerkschaft dulden, dass diese ArbeitnehmerInnen, von wem auch immer, unter Druck gesetzt oder gar kriminalisiert werden.“

Die Arbeiter_innen und Angestellten der ÖBB haben seit Anbeginn der Flüchtlingskrise Großartiges geleistet. Einerseits auf den Bahnhöfen, teils als freiwillige Helfer_innen nach Dienstschluss und andererseits durch die Mehrarbeit für die Sonderzüge. Auch aus dem Gesundheitsbereich waren viele Menschen im Einsatz.

„Solidarität statt Hetze!“

Aber auch politisch setzt sich ein wichtiger Teil der Gewerkschaft für Solidarität und gegen Rassismus ein: der Ruf nach einem – wenn auch eingeschränkten – Arbeitsmarktzugang für Asylwerber_innen, wie er jetzt schon für alle anderen Menschen aus Nicht-EU-Staaten gilt, wird lauter. Denn viele sehen das als einziges Mittel, um Lohndumping wirklich bekämpfen zu können.

Das Editorial der Mitgliedszeitschrift der Angestelltengewerkschaft GPA-djp titelt deren Geschäftsführerin Dwora Stein mit „Solidarität statt Hetze!“ Und die GPA lud zur Podiumsdiskussion „Nichts gegen Ausländer, aber … Mythen und andere Unwahrheiten rund um Asyl und Zuwanderung“.

Auch für die Notunterkunft in der Dusika-Halle haben sich für die kommende Woche wieder einige Kolleg_innen eingetragen. Ich werde an diesem Sonntagabend in die Kleidersortierung und -ausgabe in der Familienhalle eingeteilt. Es ist ein großer Schwung an Sachspenden eingelangt, der halbwegs geordnet sein muss, bevor die Menschen wieder neben dem Beachvolleyballplatz auf Turnmatten ihr Quartier für die Nacht beziehen.

Die Geschichte der helfenden Hände für Flüchtlinge

Die Geschichte der helfenden Hände für Flüchtlinge

Drei junge Burschen packen mit an. Sie sprechen Arabisch und können helfen, wo wir anderen sonst hilflos sind. Eine ältere Frau begeistert alle nur durch ihren ruhigen Einsatz und durch ihre sportlichen Fähigkeiten, wenn sie gekonnt den Burschen von fünf bis 50 Jahren den Basketball zurückspielt. Übrigens, es werden noch Helfer_innen gesucht. Auf Facebook melden, Kennwort: „Schlafen ist auch überbewertet.“

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.