Wiener Blond: Der letzte Kaiser

Leo Kienmandl präsentiert jeden Monat seine Musiktipps in der Serie „Sounds for Rebels“.
30. November 2015 |

Die Finalisten des diesjährigen FM4-Protestsongcontests und Mitwirkende bei „Bock auf Kultur 2015“ haben nicht nur einen vollen Konzert-Terminkalender, sondern vor kurzem auch ihr Debüt-Album veröffentlicht. Wiener Blond gehören zu den Erneuerern des Wiener Liedes. Sie treten damit äußerst selbstbewusst in die Fußstapfen des bisherigen Doyen dieser Szene, nämlich Roland Neuwirth samt seinen Extremschrammeln, der demnächst seinen wohlverdienten Ruhestand antritt.

Mit „Der letzte Kaiser“ gelingt es Wiener Blond sehr glaubwürdig, die Abgründe der Wiener Seele zu beleuchten und musikalisch zu untermalen. Dabei entfernen sie sich jedoch durchaus weit von gängigen Wiener-Lied-Arrangements und -strukturen, und so finden sich auf der Platte knackige Beatbox-Kapriolen, verträumtes Pfeifen und natürlich das typische Wiener „raunzen” in den zartbitteren und manchmal auch zynischen Texten. So geht es neben dem planlosen Überstehen der Freizeit („Schau ma mal“) auch um das Hinterfragen sozialer Unterschiede bzw. das gängige Jammern auf hohem Niveau („Kana was warum“).

Ein wahres Highlight der beiden Poeten Verena Doublier und Sebastian Radon ist so manchen Austropop-Platzhirschen gewidmet, welche Nachwuchskünstler_innen nicht zum Business-Futtertrog lassen, zu hören inklusive gekonnten Anspielungen im Lied „In den Ruinen“.

Weitere Infos und die nächsten Spieltermine auf wienerblond.at
Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.