5.000 Menschen konfrontierten und blockierten Nazi-Aufmarsch in Chemnitz

Am Samstag, 1. September, kündigten die AfD-Vorsitzenden von Sachsen, Thüringen und Brandenburg gemeinsam mit der fremdenfeindlichen Bewegung Pegida einen Schweigemarsch für die „Toten und Opfer der illegalen Migrationspolitik“ an. Doch die Antifaschist_innen überließen den Rechtsextremen nicht die Straße. Unter dem Motto „Herz statt Hetze“ stellten sich 5.000 Menschen den etwa 3.500 Nazis und Rassisten in den Weg und konnten sie teilweise blockieren. Unter dem Hashtag #WirSindMehr wird am Montag, 3. September in Chemnitz ein Konzert für den Widerstand gegen die Nazis veranstaltet.
3. September 2018 |

Die Bilder von den Nazi-Aufmärschen in Chemnitz (Sachsen) sind schockierend: Hitlergrüße, Nazi-Parolen und ein rechter Mob, der Jagd auf ausländisch aussehende Menschen macht. Als Anlass nutzten die Rechten den Tod eines 35-Jährigen, der bei einer Auseinandersetzung am Sonntagmorgen (26. August) durch Messerstiche getötet wurde. Als Tatverdächtige gelten ein Syrer und ein Iraker. Die AfD rief daraufhin zu einer „Demo gegen Gewalt“ auf, der am Sonntag mehrere hundert Vertreter der rechten Szene beiwohnten. Am Montag marschierten und marodierten mehrere tausend Rechtsextreme durch Chemnitz.

Gabi Engelhardt von Aufstehen gegen Rassismus in Chemnitz war am Montag auf der Anti-Nazi-Demo, mit 1.500 Menschen. Sie berichtet von „Pogromstimmung“ und aggressiven Horden, die „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ skandierten.

5.000 Menschen konfrontierten am 1. September einen erneuten Nazi-Aufmarsch in Dresden. Sie sorgten dafür, dass die Nazis nur ein Viertel der Strecke marschieren konnten. Foto: Aufstehen gegen Rassismus Chemnitz

 

Die Antwort der Politik zeigt wieder, dass man sich im Kampf gegen Nazis nicht auf den Staat verlassen kann. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) kam am Donnerstagabend zum Bürgergespräch nach Chemnitz, um mit den Bürger_innen zu reden, die sich „ungerecht behandelt“ fühlen. Begleitet wurde der Abend von einer Kundgebung der rechtsextremen Pro Chemnitz, die in der Vergangenheit vor allem durch ihre Aufmärsche gegen Asylwerberheime auffiel. Für Rücksicht auf die „besorgten Bürger“ plädierte auch AfD-Chef Alexander Gauland. Es könne nicht sein, dass diese als rechtsradikal eingestuft werden. „Ausrasten ist nach einer solchen Tat legitim“, verteidigte er die Ausschreitungen. Indirekt machte er dabei Kanzlerin Merkel (wegen ihrer Flüchtlingspolitik) verantwortlich für die rechte Menschenhatz.

Laut einer Umfrage des ZDF-„Politbarometer“ halten 76 Prozent der Bürger die Demokratie für gefährdet durch Rechtsextreme. Den rassistischen Mob als „besorgte Bürger“ abzutun, ist fatal und spielt den Rechten in die Hände. Ein Bundespolizist und Mitglied der Wählervereinigung „Bürger in Wut“ veröffentlichte einen Haftbefehl gegen einen der Tatverdächtigen, der in den Sozialen Medien von Rechten verbreitet wurde. Und anstatt klar zu sagen, dass man es mit Nazis zu tun hat, dreht sich die Diskussion nun darum, dass der Tatverdächtige Iraker schon 2016 nach Bulgarien hätte abgeschoben werden können.