Die ÖVP-Attacke gegen Musliminnen kontern!

Der Wahlkampf ist in die schmutzige Phase eingetreten. Sebastian Kurz (ÖVP) will nun auch noch Mädchen bis 14 Jahren und Lehrerinnen an öffentlichen Schulen das Kopftuch verbieten. Abermals geraten muslimische Frauen und Mädchen ins Visier der Rassisten. Wir solidarisieren uns klar mit den Angegriffenen.
10. September 2019 |

Ex-Kanzler Sebastian Kurz, der Rechtsextreme in die Regierung und damit an die Staatsspitze geholt hat, rechtfertigt den Plan: Ein Kopftuch sei „ein deutlich sichtbares, demonstratives Symbol, das Schüler politisch beeinflussen kann.“

Ein Kopftuchverbot, egal ob in einer Bildungseinrichtung oder im Beruf, ist nichts als strukturelle Diskriminierung. Wir brauchen in Bildungseinrichtungen ein achtsames und anerkennendes Klima mit viel mehr Diversität. Jedes Kind sollte wissen, Musliminnen sind – wie alle anderen Mädchen – ein gleichwertiger Teil der Gesellschaft und können in jedem Beruf arbeiten.

Musliminnen müssen aber als Feindbild herhalten, werden gleichzeitig als unmündige Opfer dargestellt und in ihrem Selbstbestimmungsrecht beschnitten. Rechte Frauenverachter instrumentalisieren hart erkämpfte Frauenrechte als Waffe, um Frauen in ihren Rechten zu beschneiden. FPÖ-Plakate mit der Aufschrift „Freie Frauen statt Kopftuchzwang“ oder „Wir schützen freie Frauen“ sind allen in Erinnerung. Dementsprechend bezichtigt die FPÖ Sebastian Kurz des Ideendiebstahls.

Islamfeindlicher Rassismus

Das von oben erzeugte rassistische Klima führt dazu, dass Musliminnen immer häufiger Opfer von Übergriffen werden. Der heurige Jahresbericht der Dokumentations- und Beratungsstelle Islamfeindlichkeit & antimuslimischer Rassismus zeigt einen deutlichen Anstieg um 74% im Vergleich zum Vorjahr. 83% der Betroffenen waren Frauen.

Das Europäische Netzwerk gegen Rassismus (ENAR) beschreibt, wieso Musliminnen europaweit „als erste den Preis für Islamfeindlichkeit“ zahlen: Musliminnen sind, so ENAR, die ungeschützteste Personengruppe. Bei Alltagsrassismus und beim Hassverbrechen ist das Kopftuch der Auslöser, da es als sichtbares Zeichen der Identität als Muslimin und Frau wahrgenommen wird.

Eine Lehrerin aus Wien konfrontierte Ex-Kanzler Kurz live in einer TV-Debatte mit der Schulrealität. Ob jemand ein Kopftuch trägt oder nicht ist bei ihr schlichtweg kein Thema. Vor dem Unterricht stellt sich eher die Frage der Schulausstattung, etwa ob ein Videobeamer vorhanden ist oder nicht. Die Pädagogin erklärte, dass die Pubertät die Zeit des Ausprobierens sei und es um Anerkennung von Selbstbestimmung geht. Manche Mädchen ahmen die geliebte Mutter nach, andere eine angehimmelte Tante oder Sängerin. Trägt das Vorbild ein Kopftuch, erfahren die Kinder im Kindergarten und in der Schule den strukturellen Rassismus und Sexismus gegen Musliminnen.


Diversität statt Rassismus

Eine junge Muslimin beklagte bei der Livesendung, dass sie nun ihren Traumberuf Lehrerin nicht studieren kann. Kurz verhöhnte sie, ein Staat brauche eben Regeln um seine Werte zu schützen. Die Polizei in London und Birmingham erlaubt Sikhs das Tragen des Turbans, Musliminnen das Tragen des Kopftuchs und den Rastafaris die Dreadlocks im Dienst.

In Schweden dürfen bei der Polizei Turban, Kopftuch oder die jüdische Kippa als Teil der Uniform getragen werden. Religiöse Kleidungsstücke sollten entspannt als Zeichen für die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ethnie betrachtet werden und die Behörden die Vielfalt der Bevölkerung widerspiegeln. Österreich erlaubt stattdessen rechtsextreme „Identitäre“ bei der Polizei.

Hetzen ÖVP und FPÖ die Mehrheitsgesellschaft auf und setzen rassistische Sondergesetze gegen eine Minderheit durch, dann sollten Antirassist_innen laut aufschreien und mit der betroffenen Minderheit gemeinsam dagegen kämpfen. Erinnern wir uns, wohin Rassismus führen kann. Die Nazis warnten vor dem „Weltjudentum“ und wollten das Volk „reinrassig“ halten. Mit Fake-News schürten sie den Hass gegen die religiöse Minderheit. Nicht erst seit der letzten Regierung wissen wir, Bertolt Brecht erkannte richtig: „Der Schoß, aus dem sie kroch, ist fruchtbar noch.“