„Wir brauchen Taten und keine leeren Versprechungen“

Clara Pavicsits ist in der Fridays for Future-Bewegung aktiv und fordert Taten und einen anderen Umgang mit der Klimakrise. Sie fragt in einem Leserinnenbrief, wieso niemand die Chancen sieht, wie etwa die neuen Arbeitsplätze, die geschaffen werden können, und fordert dich auf, auch auf die Straße zu gehen und andere zu motivieren.
3. Oktober 2019 |

Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt, dass in Österreich 150.000 Menschen für eine bessere Klimapolitik auf die Straße gehen, hätte ich das sicher nicht geglaubt. September 2017, in dieser Zeit dachte mein 17-jähriges Ich, einige meiner Freunde und Familie gehören zu den sehr wenigen in Österreich, die sich Gedanken machen, wie wir schon damals mit den spürbaren Umweltveränderungen in den nächsten Jahren umgehen sollen und was ich selbst tun sollte, um dem ein kleines bisschen entgegenzuwirken. Zwei Jahre später und es hat sich einiges getan, teils Positives, aber auch viel Negatives. Die wohl beste Veränderung ist, dass wöchentlich tausende junge Menschen auf die Straße gehen und für eine lebenswerte Zukunft streiken bzw. kämpfen.

Mittlerweile sollte eigentlich jeder wissen, dass es höchste Zeit ist jetzt zu handeln.

Wichtig ist jetzt, dass die Politik aber vor allem die regierenden Parteien in Österreich den Weg in eine grüne Zukunft weisen, genau hier ist es enorm bedeutsam, die Spielregeln klar und deutlich aufzustellen, vor allem für die großen Unternehmen, denn das sind die wahren Klimasünder.

Wir müssen nicht darüber diskutieren, wie viel dies und das kostet, es wird früher oder später mehr als genug kosten und umso früher wir beginnen, die wichtigen Maßnahmen zu setzen, desto erträglicher wird es für die breite Gesellschaft werden.

Diese wochenlangen Diskussionen im Wahlkampf, ob wir nun eine CO2-Steuer brauchen, sind nur dazu da, um die Bevölkerung durch Parteien, die den Klimawandel keineswegs ernst nehmen, zu verunsichern. Wenn die Wissenschaft sagt, es ist notwendig, dann ist es das auch und aus. Die Politiker müssen beginnen, die Forderungen der Wissenschaftler ernst zu nehmen und mit ihnen zu kooperieren. Zurzeit gibt es das in Österreich so gut wie nicht, und das finde ich sehr bedauernswert! Österreich und der Rest der Welt braucht jetzt nichts mehr als rasches, überlegtes und vor allem wissenschaftliches Handeln, um endlich eine vernünftige Klimapolitik zu führen.

Die Forderungen von Fridays for Future sind mittlerweile in allen Gesellschaftsschichten angekommen, es sind nicht mehr nur die Schüler, die streiken. Es streiken alle, von jung bis alt, und das ist verdammt wichtig.

Meiner Meinung nach sollte jeder junge Mensch auf die Straße gehen, denn es ist die Zukunft aller, so eine Demonstration löst eine unglaubliche Motivation in einem aus und wenn man mit Menschen zusammen ist, die die gleiche Motivation haben, kann man extrem viel bewegen.

Es wird wohl immer Politiker geben, die den Klimawandel leugnen und vor einem Mädchen so Angst haben, dass sie von einer „Zöpferldiktatur“ sprechen. Wichtig ist, diesen Politikern keinen großen Platz in der Gesellschaft zu geben. Ich frage mich, woher sie diese ganze Angst wohl haben. Ich denke, es hängt damit zusammen, dass gewisse Parteien es nicht schaffen, weiter zu denken als bis zur nächsten Wahl. Wäre es so, würden uns viele Diskussionen erspart bleiben.

Ich bin mir ganz sicher, dass weiter gestreikt wird, solange, bis alle notwenigen Schritte folgen, doch ich bezweifle sehr, dass das bald eintreffen wird. Denn wir brauchen Taten und keine leeren Versprechungen. Wir brauchen aber auch einen anderen Umgang mit dem Thema Klimakatastrophe, wir müssen unsere Chancen sehen: Wieso spricht niemand von der Lebensqualität, die dadurch steigt und von den neuen Arbeitsplätzen, die geschaffen werden. Schluss mit der Negativ-Kampagne!

Geh auf die Straße, sei laut und motiviere andere es den Tausenden gleich zu tun!

Clara Pavicsits, 19 Jahre

Leser_innenbriefe spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider